Issue 
(1908) 17
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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Die ältesten Ansiedler waren auf Fischfang, Jagd und Viehzucht an­gewiesen. Bei zunehmender Entwaldung, Freilegung des Wiesengeländes und des anderen Bodens widmeten sich die späteren Generationen zu­nehmend auch dem Ackerbau. Im Zusammenhang damit steht der Fund einer Ilaudmühle (Steine) und von Gefäßen für Leinöl aus älterer Zeit. Münzen haben sich ans den verschiedensten Geschichtsperioden vorgefunden, auch aus der Römerzeit. Zur Zeit der Völkerwanderung verließen die Germanen zum Teil ihre Wohnsitze. Die Sorben-Wenden drangen auch in unsere Gegenden ein.

. In den Sagen prägt sich sowohl der germanische Urcharakter der Besiedlung, als auch das spätere Eindringen des Wendentums und wiederum das seit dem 10. Jahrhundert immer mächtiger werdende Kolonisationswerk des Germanentums aus.

Zu den Nahrungszweigen der älteren Perioden gehört auch die Bienenzucht, natürlich in der primitiven Form, in der sie uns erscheint durch Benutzung der ausgehöhlten Bäume. Es gab zahlreiche Zeidler­gesellschaften, darauf weist die Urkunde Kaiser Ottos I. vom 28. Juli 965, durch welche dem Erzstifte Magdeburg der Honigzehend in unsern GegendenSpreewä undLusici zugeeignet wird. Als später das Erzstift Magdeburg auf diese Niederlausitzer Besitzungen verzichtete, ging das Recht des Ilonigzehends auf das landvogteiliche Amt in Lübben über. Dort mußten die Honighalter ihre Lehen holen und mit gewissen Leistungen diese Lehnsrechte anerkennen. Die Niederlassung Schiepzig hat ohne'Zweifel schon damals als Ortsgemeinde unter Kaiserlich deutscher Herrschaft seit Unterwerfung der Lausitz durch Markgraf Gero den Großen (963) bestanden. Ausdrücklich genannt wird sie aber in der Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs II., des Urenkels Kaiser Heinrichs I., des Städte- und Burgenerbauers, des Besiegers der Ungarn. Kaiser Heinrich II., Herzog von Bayern, kam, 30 Jahre alt, auf den deutschen Kaiserthron. Am 8. Sonntage nach Trinitatis 1C02 empfing er die Königliche Salbung und das Königliche Zepter. Im Jahre 1004 wohnte der Kaiser am 8. August auf Bitten des Abts Eggihard zu Nienburg a. d. Saale der Einweihung des von ihm erbauten Klosters bei. Er schenkte nach Beendigung der Feierlichkeit, damit sein, seiner geliebten Gemahlin Kunigunde, seiner Eltern und seines Vorfahren, Kaiser "Ottos III. (f 1002, am 27. Januar im Alter von 27 Jahren) Name beständig erhalten werde, dem Kloster eine Reihe von Ortschaften unserer Gegend, darunter auch Pretschen, Gröditzsch, Leibsch (Liubsi) und Schiepzig (Zlupisti),was Dietbert im Gaue Lusici und in Geros Landschaft zum Lehen gehabt. Zlupisti hat seinen Namen von einem wendischen Worte, dasPfahl bedeutet, weil die ältesten Wohnungen, wie auch heute noch eine Anzahl von Gebäuden, wegen der Wasser- verhältnisse auf Pfählen erbaut werden mußten.

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