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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
Nienburg gehörte in Nordtlniringen zu dem Erbteil Geros des Großen. Der Neffe Geros, Markgraf Tkietinar, stiftete gemeinschaftlich mit seinem Bruder Gero, Erzbischof von Köln, ein Kloster iu Dankmarsfelde; es wurde später nach Nienburg verlegt. Der früheste Name Nienburgs war Northuringen; später kommt nach der damals im weiten norddeutschen Gebiete herrschenden niederdeutschen Sprache Niggenburg, woraus Niwenburg, Nienburg geworden ist, vor. Demselben Kloster machte auch des Markgrafen Thietmars Sohn, Gero II, Markgraf der Ostmark, bedeutende Schenkungen in der Niederlausitz: das Burg-
wardium Niempfs (Niemitzscli bei Guben) mit einer Reihe von Dörfern, Pohsem, Göttern, Liebesitz u. a. Das Zubehör dieser Burg betrug 7000 Hufen Landes.
Alle diese Lausitzer Güter wurden durch deutsche Kolonisten immer mehr bevölkert und in Kultur gebracht. Diesem Werke der Regermaui- sierung dienten natürlich die auch nach der Einwanderung der Sorbeu- Wenden noch im Lande verbliebenen germanischen Volksteile als Stütze.
Der Kaiser hatte jene Schenkung im Jahre 1004 mit besonderer Rücksicht auf den bevorstehenden Kriegeszug gegen die Slawen (Polen) gemacht, von Gott Segen und Hülfe erbittend in den schweren Bedrängnissen, die viele Jahre hindurch die Polenherzöge, namentlich Boleslaus Chobri (f 1025 als König von Polen) über die ganze deutsche Ostmark, die Länder zwischen Oder und Elbe, besonders auch unsere Niederlausitz brachten. Wegen seiner milden Stiftungen für das Kloster hoffte der Kaiser sicher auf göttliche Hülfe. Die Polen machten sich die im deutschen Reiche bestehenden inneren Schwierigkeiten und auswärtige Verwicklungen, namentlich die italienischen, zu Nutze. In den Jahren von'lC02 bis 1032 hatten sie die Herrschaft über die Ober- und Niederlausitz sich angeeignet; man bezeichnet diese Zeit als das polnische Interregnum. Die Polen haben wiederholt auf ihren Kriegszügen 1004, 1005, 1007, 1011, 1012, 1015, 1017, 1028 durch Raub, Plünderung, Wegführung von Tausenden von Gefangenen, besonders auch der Weiber und Kinder, Niederbrennung von ganzen Dörfern (bei Lübben ist eine Gegend, die das „tote Dorf“ genannt wird, weil dort das Dorf durch die Polen gänzlich vernichtet wurde) unsere Gegenden furchtbar heimgesucht und die deutschen Kaiser genötigt, Kriegszüge zum Schutze der Grenzmarken zu veranstalten. Viel edles Blut ist geflossen bis 1032 der Friede mit Boleslaus’ Sohn, Miseko II., zustande kam.
Die Polen mußten die Lausitz an das deutsche Reich wieder zurückgeben. In den polnischen Kämpfen tritt uns als eigentümliches Zeichen der polnischen Politik die Lüge, Bestechung, Verrat, Eidbruch und Verstellung beiFriedensverhandlungen entgegen. Jede irgend bedeutende Streitigkeit im deutschen Reiche wurde benutzt, um das Feuer zu schüren, Deutschlands Macht zu schwächen und polnische Eroberungen zu machen.