Issue 
(1908) 17
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5. (3. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Die kaiserliche Urkunde von 1004 gab unserer ländlichen Ge­nossenschaft in Schiepzig im Jahre 1904 aus Anlaß des 900jährigen Ortsjubiläums unserer Gemeinde Gelegenheit, auf Wussegk im Unter­spreewald ein Denkmal zu errichten, das einem um die Niederlausitz, auch um unsere Gemeinde sehr verdienten Manne, dem ersten General­superintendenten Johann Georg Hutten errichtet worden ist. Darüber wird nachher noch einiges gesagt werden. Durch jene kaiserliche Ur­kunde ist unserer Gemeinde Schiepzig ein wichtiger Gedenkstein in der Geschichte errichtet. Dem Slawentum mangelte es an Veranlagung zu gesunder staatlicher Ordnung und Entwicklung. Erst das Germanentum hat auch den hiesigen Gegenden die Erziehung zu staatlicher Ordnung, zu Sitte und Recht, zur christlichen Kultur gebracht. Unserer Gemeinde und der ganzen Gegend ist durch den Gang der Geschichte ein be­stimmter Charakter aufgeprägt und der Kampf für Christentum und Deutschtum zur Pflicht gemacht.

Für die wirtschaftliche Entwicklung war jahrhundertelang, von den früheren Zeiten des Mittelalters an bis 1719 der Eisenhammer und das Schneidewerk zu Schiepzig (am heutigen Mühlenhafen, wo sich noch Schlackenhalden finden) von großer Bedeutung. Es wurde das Rasen­eisenerz (das auch jetzt noch vorkommt), hier verarbeitet sowohl für wirtschaftliche Zwecke, Ackerbau und Handwerk als auch zur Anfertigung der Waffen. Selbst nach den Städten der Umgegend wurden die verfertigten Geräte geliefert. Seit 1490 gibt es auch eine Mahl- und Schneidemühle in Schiepzig, welche später zum kurfürstlichen Vorwerk gehörte, das 1780 an 37 Büdner als Erbpächter verkauft wurde; die Mühlen wurden als Erbpachtmühlen gleichfalls verkauft. Das Vorwerk Marienberg wurde besonders verkauft. In der ganzen Umgegend wurde auch auf Marienberg bis in die neueste Zeit hinein Weinbau betrieben. Durch die Schaffung der Erbpachtgemeinde erstand dem Dorfe ein be­deutender wirtschaftlicher Zuwachs.

Außer den Verwüstungen deutscher Kultur durch die Raubzüge der Polen hat unsere Gemeinde und Gegend duich die vielfachen großen Überschwemmungen zu leiden gehabt, deren Schäden in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts allein für Schiepzig jährlich 60 bis 70 000 Mark betragen haben. Darum ist die Spreeregulierung ein wirtschaftlich wichtiges und lohnendes Kulturwerk. Wenn es vollendet sein wird, wird es für alle beteiligten Gemeinden auch .für den Güterverkehr großen Segen stiften.

Die traurigste Zeit, welche unsere Gemeinde, wie die ganze Nieder­lausitz, ^hat durchmachen müssen, war die des 30jährigen Krieges. Unanfechtbare Urkunden, auch die Zinsen- und Schuldenregister unseres Archivs liefern den klaren Beweis von dem wahrhaft entsetzlichen Elend in welchem unsere Gemeinden, auch die Umgegend, namentlich die