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6. (4. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjabres.
Vorraum und wenden uns links durch ein geschmiedetes Tor in eine Halle mit gotischen Sterngewölben, die Waffenhalle (29).
Sie enthält eine historische Sammlung von Stoß- und Schießwaffen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Helmen und Harnischen sowie zwei Maximiliansrüstungen. In den Schaukästen zwischen den Säulen liegen Gewehrschlösser, Sporen, Zaumzeuge. Besonders hervorzuheben ist die in dem Wandschrank an der Rückwand untergebrachte Sammlung mittelalterlicher Schwerter. In die Wand links vom Eingang eingelassen ist ein Reliefporträt des Feldmarschalls Otto Christoph von Sparr mit Inschrifttafel, die sich einst im Garten des Hauses Spandaner Straße 21 befanden. An den Wänden sieht man noch zwei geschnitzte Epitaphien der Freiherren Johann Maximilian und Adolf Maximilian von Löben auf Schönefeld und Schenkendorf. In dem anstoßenden kapellenartigen Raum steht ein großer reich verzierter Zinnsarg. Daneben links hängt eine in Kupfer getriebene Gedenktafel für einen Offizier vom alten Georgenkirchhof.
Von der Waffenhalle aus begeben wir uns geradeaus in die Empore (30) der Großen Halle, einen hohen gewölbten Gang mit einem Crucifixus aus der hiesigen Marienkirche und gelangen durch ein feingemustertes, schmiedeeisernes Tor wiederum ins Gotische Treppenhaus, wo wir links oben ein Gemälde aus der Schule des Lukas Cranach „Verspottung Christi“ erblicken. Durch einen kleinen Raum mit Tonnengewölbe begeben wir uns rechts in den Raum 31, der der Veranschaulichung des Handels, des ländlichen Gewerbes und besonders der Fischerei dient. Hier ist ein großer Webstuhl aufgestellt, der aus Treuenbrietzen stammt. An den Wänden und in den Schränken sieht man landwirtschaftliche Geräte und solche für den Fischfang, früher gebräuchliche Gewichte und Maße (darunter das alte Berliner städtische Hechtmaß), Apothekergefäße u. dergl. Von der Decke hängen alte Geschäftswahrzeichen aus unserer Stadt.
Wenden wir uns links, so gelangen wir in den Raum 32, der die Rechtspflege der Vergangenheit vor Augen führt. Wir sehen eine beträchtliche Anzahl von Foltergeräten, Richtschwertern, Schandmasken und ähnliches. Hervorzuheben ist das Faksimile des Kaaks, jenes Bildwerks, das sich an einem Strebepfeiler der alten Gerichtslaube am Rathaus befand, und unter dem lange Zeit hindurch die Übeltäter an den Pranger gestellt und gebrandmarkt wurden. Ferner erblickt man hier die Armesünderglocke von demselben Gebäude, die bei Vollstreckung von Todesurteilen geläutet wurde, sowie die dort einst verwendete Armesünderbank. Die beiden Türen des Raumes schlossen einst die Zellen Gottfried Kinkels im Spandauer Zuchthaus und Fritz Reuters in der Hausvogtei in der Mederwallstraße.