Heft 
(1908) 17
Seite
183
Einzelbild herunterladen

ß. (4. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

183

Chr. Friedrich Wilcke in Cottbus sowie ein Relief der Rahel Veit von Friedrich Tieck. Ferner sieht man an den Wänden und auf dem Spinett Autographen von Chodovviecki, dem Maler S. Rösel und Felix Mendels­sohn-Bartholdy. Auf dem Tisch liegen berlinische Stammbücher. Das Titelblatt des einen ist von Gottfried Schadow mit der Feder gezeichnet. Das interessante Stück gehört dem Anfänge der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an. Es wurde von einem Enkel des berühmten Arztes Heim angelegt und enthält Eintragungen von fast allen Berühmt­heiten des damaligen Berlin außer von Schadow, vom Schauspieler Fritz Beckmann, den Brüdern Grimm, Hosemann, Felix Mendelssohn-Bartlioldy, Meyerbeer, Saphir, Seydelmann, Schelling, Ludwig Tieck und anderen. Auf der Kommode sieht man mit Blei gezeichnete und in Sepia aus­geführte Porträts, Blätter aus einem Stammbuch des Malers Schoppe.

In dem folgenden Durchgangsraum 48 hängen Gemälde von C. T. Fechhelm, die hervorragende Plätze Berlins darstellen. Ihr Schöpfer war in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts in unserer Stadt tätig, siedelte dann aber nach Riga über. Zu den Bildern sind einige Kupferstiche gefügt, die derselben oder nächsten Zeit angehören und ebenfalls Ansichten Berlins bieten. Der in dem Zimmer aufgestellte Kunstschrank ist eine Berliner Arbeit vom Jahre 1801. Er stammt aus der Familie des Medailleurs Loos.

Wir betreten nun den Saal 49, der der Landes- und Ortsgeschichte gewidmet ist. Unter dem mittleren Gurtbogen steht die Stundenglocke des alten Berliner Rathauses vom Jahre 1583. An den Wänden Bild­nisse von brandenburgisch-preußischen Regenten, teils in Öl gemalt (Friedrich der Große und Gemahlin nach Antoine Pesne an der Nord­wand, Friedrich Wilhelm II. über der Ausgangstür), teils in graphischen Blättern (Friedrich Wilhelm I., Friedrich Wilhelm II. und Gemahlin). Eins (über der Eingangstür), den Kurfürst Joachim II darstellend, ist eine in Gips nachgebildete Kopie eines Reliefs aus dem 16ten Jahr­hundert. An den Wänden ferner in Kupfer gestochene Darstellungen aus dem Siebenjährigen Krieg. In den Schränken und in der Mittel­vitrine wird eine Fülle von ehrwürdigen Erinnerungsstücken aufbewahrt. Nur einige seien hervorgehoben.

In dem der Ostwand zunächst stehenden Schrank liegen die ehe­maligen Stempel und Siegel der Berliner Stadtverwaltung, die die all­mähliche Entwicklung des Wappenbildes, des schreitenden Bären, erkennen lassen. Von dem ältesten Stempel existiert ein Abdruck an einer Urkunde vom Jahre 1280. Dann sieht man hier ein silbernes Trinkgefäß in Gestalt eines Bären, das dem Rat von Berlin im Jahie 1474 gestiftet wurde, dessen Deckel mit einer Radschloßpistole jedoch 1689 erneuert worden ist. Ferner einen Vexierpokal, der im Jahre 1690 für die Feier der Verbrüderung der Städte Berlin und Cölln angefertigt wurde.