Heft 
(1908) 17
Seite
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6. (4. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

In der Mittelvitrine liegt das wohl überhaupt älteste Stück der historischen Abteilung des Museums, ein zugunsten der Georgskirche erlassener Ablaßbrief auf Pergament vom Jahre 1278. Weiter ein Brief des Markgrafen Johann, späteren Kurfürsten Johann Cicero an seinen Yater vom Jahre 1473. Einnahme- und Ausgabebücher der Kämmerei der Berliner Stadtverwaltung aus dem 16. Jahrhundert. Aus dem Jahre 1573 ist ein Flugblatt, das in Versen die Hinrichtung des Juden Lippold erzählt. Aus dem Jahre 1675 liegt ein Einblattdruck vor, auf dem in Abbildungen und Versen die Schlacht bei Fehrbellin besungen ist. Drastisch und höchst charakteristisch ist ein im Original vor­liegender Bescheid Friedrichs des Großen auf eine Petition märkischer Pfarrer vom 2. September 1746. Auch ein Exemplar des berühmten Plakats vom Jahre 1806Ruhe ist die erste Bürgerpflicht ist zu sehen.

In den Vitrinen unter den Fenstern ist die Entwicklung der branden- burgisclien Münzen und Wertzeichen von der wendischen Zeit bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts dargelegt.

Von der Decke des Vorraumes hängt ein Kronleuchter aus der Klosterkirche vom Jahre 1679.

Die Wanderung durch die für die Ausstellung bestimmten Räume ist damit beendet. Indem wir uns noch einmal durch das galerieartige Korridorfeld in die Waffenhalle begeben und sie durchschreiten, befinden wir uns wieder in dem Vorraum, zu dem uns das Renaissancetreppen­haus emporgeführt hat. Hier befindet sich der Eingang zum Vortrags­saal, der jedoch, für wissenschaftliche oder sonst belehrende, den Zwecken des Museums dienende Vorführungen bestimmt, gewöhnlich für das Publikum geschlossen ist. In ihm sind Säulen eines Altars und eine Kanzel, ferner unter den Fenstern Zierstücke von einer Brüstung aus der Berliner Nikolaikirche, die der Barockzeit angehören, verwendet. Die Kronleuchter sind Kopien eines Stückes aus der Klosterkirche, das im Jahre 1746 hergestellt wurde.

Hoffentlich wird hier auch gelegentlich die Brandenburgia tagen können. Freilich gehen höchstens 200 Sitze in den Saal hinein.

Die schönen gärtnerischen Umgebungen des Museums, in denen Architekturstücke (z. B. Figuren, Säulenstümpfe etc. vom Kgl. Schloß von etwa 1700) sich befinden, werden von den Erschienenen mit Inter­esse besichtigt.

Dieselben sprachen dem Magistrat und der Museums-Direktion, sowie den Führern den wärmsten Dank für die gewährten wissenschaft­lichen und ästhetischen Genüsse und Eindrücke Herrn Stadtrat Friedei gegenüber aus.

Die Mitglieder der Brandenburgia haben es sich selbstverständlich versagt, heute, wo sie als Gäste des Museums erschienen waren, an