Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Früher gab es auf Föhr auch Mondbalkchen oder Muunbälkchen; das waren kleine Männlein, die besonders des Abends bei Mondschein oder in Finsternis umherschlichen und kleine Kinder zu greifen suchten, die sie dann mitnahmen. Man sagt deshalb auf Föhr noch immer zu Kindern, die spät draußen laufen, die Muunbälkchen könnten kommen, sie zu holen.

Daß man das gute, frische und gesunde Aussehen der kleinen Kinder nicht loben soll, ohne mindestens zu sagenunberufen, damit ihnen das Böse nicht schaden kann, ist wohl durch die ganze Mark und weiter verbreitet. Doch ist bezüglich der Hochzeit noch nachzuholen, daß man von einer Braut, an deren Ehrentage es regnet, sagt, sie habe die Katzen schlecht gefüttert. Das reicht tief in die klassische Mythologie zurück, nach welcher Freia,, die Göttin der Liebe und Ehe, der auch der Freitag heilig war, mit einem Katzen­gespann die Lüfte durchfuhr. Der Zusammenhang mit dem heutigen Glauben ist nun leicht einzusehen.

3. Vorzeichen, Anzeichen, Deutungen. Bleigießen in der Sylvester­nacht, um aus dem entstehenden Gebilde den Stand des Zukünftigen zu er­kennen, ist in der Friedeberger Gegend ebenso gebräuchlich, wie das Holen desStillwassers. Das geschieht in der Nacht zum Karfreitag (stillen Frei­tag) zwischen 12 und 1 Uhr aus fließendem Gewässer. Doch muß dabei unverbrüchliches Stillschweigen bewahrt werden, dann hat das Wasser Heil­kräfte und wird nicht stinkend. In anderen Dörfern geschieht es in der Nacht zwischen den beiden Osterfeiertagen. Wo ein Schwalbenpaar nistet, zündet kein Blitz. Gefundenes Hufeisen muß man zur Anlockung des Glücks auf die Türschwelle nageln. In eine neu zu beziehende Wohnung muß man zuerst Brot und Salz hineintragen. Wird jemand für tot gesagt, so lebt er recht lange (in der Mark allgemein).. Klingen die Ohren, so wird man beredet (allgemein). Allgemein dort Leute bekannt, die Rose, Gelbsucht, Feuer und Blut besprechen können. In der Friedeberger Gegend, wie auch in der ganzen Prignitz, glaubt man steif und fest an sogenannte Spökenkieker-Männer, die stets bestimmt wissen, wer zuerst aus dem Dorfe stirbt. Es sind solche Personen, die zwischen zwölf und ein Uhr nachts an einem Sonntag geboren sind. In der Prignitz erzählt man, sie können ihre schaurige Wissenschaft vererben, indem derSpökenkieker mit dem Begehrenden allein im Kahn auf einen See fährt und daß der andere dem Wissenden rückwärts durch den linken Arm über die Schulter schauen muß. Ein in der Stube liegender Strohhalm zeigt Besuch an, wie auch das Putzen der Katzen, das außerdem noch gut Wetter ansagt. Ein glücklicher Traum darf niemandem erzählt werden, wenn er in Erfüllung gehen soll. Träumt man vom Zahnziehen, so bekommt man Trauer, helles Feuer im Traum bedeutet Glück in der Lotterie. Ein Komet zeigt einen kommenden Krieg an, wie der Uber den Weg laufende Hase ein Unglücks­bote ist. Eine Neuigkeit erfährt man, wenn einem die Nase juckt; andere sagen in diesem Fall,man bekommt etwas Liebes zu sehen.

In der Sylvesternacht müssen Fische gegessen werden (auch Berlin und Umgegend). Je größer deren Schuppen, desto größer das Geld im kommenden Jahre. Als Unglückszahlen gelten 7 und 13.