Heft 
(1908) 17
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Kleine Mitteilungen.

4. Tod und seine Anzeichen, Vorzeichen, Gebräuche. Pickt die Totenuhr, schreit Eule oder Käuzchen vor oder über dem Hause, oder heulen die Hunde, so stirbt bald einer im Hause. Kleine Kinder dürfen nicht in den Spiegel sehen, sonst sterben sie bald. Steht eine Leiche im Hause, so muß der Spiegel verhängt werden (Westpreußen:Denn der Tote will sich nicht mehr spiegeln) und die Türen sind zu schließen (Westpreußen noch: Die Uhr ist anzuhalten, denn der Tote will nichts mehr hören), Uckermark, Pommern und Westpreußen: Wird jemand zu Grabe geläutet und die Glocken halten nicht sofort gleichzeitig an, daß eine nachläutet, so holt der Tod bald jemand nach. Und zwar ein Kind, wenn die kleine, einen Erwachsenen, wenn die große Glocke noch einige Schläge nachläutet.

(Westpreußen): Stirbt ein Besitzer, so muß man rasch ein Pferd aus-

spannen und es dem Sarge nachführen, dann bleibt das Glück den Hinter­bliebenen hold. Friedeberg i. N.: Wird eine Leiche fortgefahren, so muß, wenn Stroh auf dem Wagen liegt, dasselbe auf fremden Grund und Boden abgeladen werden, sonst kommt der Tote wieder. Westpreußen: Dem Toten muß man seinen vollständigen Anzug mit in den Sarg legen; fehlt etwa ein Taschentuch oder eine Mütze, so kommt er wieder und holt sich den Gegen­stand. Die Spreewaldwenden, besonders aber die in der sächsischen Ober-> Iausitz, sagen den Bienen gewissenhaft den Tod des Hauswirts an.

In Schleswig-Holstein zeigt auch Hahnenkraht im Gehöft eines Kranken dessen baldigen Tod an. Nun vom Gebiet des Spukwesens noch etwas aus Schleswig-Holstein: Ein längst verstorbener Nachtwächter zu Wankendorf war ein durchBesprechen etc. wirkender Allerweltsdoktor. Seine Heil­mittel und Sprüche hatte er sich in Büchern zusammengestellt; aus einem derselben teilt Fr. Kummerfeld aus Wankendorf in der Schleswig-Holsteini­schen MonatsschriftDie Heimat 1896 folgendes mit:

1. Des Nachts zu sehen wie am Tag. Man will sagen, wenn man die Augen mit Blut einer Fledermaus bestreicht, so soll man des Nachts sehen als am Tage. 2. Nimm eine Gail von einem Rebhuhn, schmiere damit die Schläfe wohl alle Monat einmal, so überkommst du fast (sehr) ein gut Gedächtnis. (Das erinnert lebhaft an einen Gebrauch in Posen, West-, Ost­preußen: Bei der Geburt eines Kindes hebt man dessen Nabelschnur wohl

eingebunden auf und gibt sie dem Kinde auf seinem ersten Schulgange mit, so soll es allezeit gut lernen!) 3. Einen traurigen Menschen fröhlich zu machen. Welcher beschwert ist am Geblüt, daß er allezeit traurig ist, der esse das Kraut Storchschnabel mit Poley (Art Minze) und Rauten ge­pulvert und esse das mit Brot, macht das Herz fröhlich. 4. Daß man einen nicht sehen könne. Stich einer Fledermaus das rechte Aug aus, und wenn du es bei dir hast, bist du unsichtbar. Oder nimm ein Ohr von einer schwarzen Katze und sichts mit Milch von einer schwarzen Kuh, danach mach dir ein Däumling daraus und steche an dem Daumen, so siehet man dich nicht. (Fortsetzung im nächsten Heft.)

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstr. 14.