Heft 
(1908) 17
Seite
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Elisabeth Lemke.

.Hochzeiten und Tauffestlichkeiten eingeladem Zwerge und Kobolde können weder Donner, noch daran erinnernden Troininellärm vertragen.')

Auch die walisischen Feen (die gern Menschenkinder stehlen und Wechselbälge zurücklassen) kleiden sich bisweilen in Scharlach. Neben Feen, Elfen, gutmütigen Klopfgeistern, die den Bergleuten helfen, und bösen Poltergeistern treibt in Wales der kleine Puck oder Pucca sein Wesen. Obgleich er sehr gutmütig ist, hat er die Leute doch hin und wieder auf Irrwege geführt. * 2 * )

Durch die reiche Sageumasse, wonach der Hausgeist als feuriger Drache in die Häuser fliegt, um seinen Lieblingen oder Herren Geld Korn, Milch usw. zuzutragen, ergibt es sich, daß auch hier die Auf­fassung alsGewitterwesen geltend war.)

Die Seelen, namentlich die im Winde fahrenden, verschmolzen leicht mit den Elbenarten, sodaß man vonSeelenelben sprechen kann. Seelen kommen aus dem Elbenreich. Ungetaufte und inißgeborene Kinder galten fürHalbgeschöpfe oder bloße Seelen und wurden oft zu Haus­kobolden. Das Schröttel ist ein kleines Kind, ein verzweifelter Geist; der Alp gilt als die dem Körper entschlüpfende Seele; die Maar schlüpft sowohl ans dem Schlafenden wie aus dem Sterbenden. In Norwegen spricht man von den Elben als vomGrabvolk. Oft ward behauptet: Graburnen rührten von Zwergen her. Das Elben­reich wird zum Seelenreich. Die mit den Elben so vielfach ver­schmolzenen Seelen nahmen darin Wohnung, sowie andererseits die Elben engelgleich hießen und nach Engelland zogen, und ihr Reich zum Seelenreich, zum Paradies erhoben ward. Die BezeichnungRosen­garten für Friedhof ist darauf zurückzuführen. 4 )

Viele Märchen und Sagen, die an jene Vorstellungen anknüpfen, sind von geradezu hinreißender Poesie; eine unendliche Sehnsucht nach Verständnis der tiefsten Lebensrätsel, ein Schwanken zwischen mächtig aufregender Scheu und kindlichem Vertrauen treten in ihnen zu Tage.

' Aber wir müssen zu den fleißigen Zwergen zurück, die u. a. die Donnerkeile verfertigen. Sie sind auch der Metalle, ihrer Fundorte und ihres Bearbeitens kundig, weil die Sterne wie Metall glänzen. In­folge der Sternenabkunft fehlt den Zwergen stets etwas von den Füßen, was sie gern verbergen möchten. Der Mangel an menschlichen Füßen ist ein uralter, mythischer Zug, der bei den verschiedensten Völkern erscheint und immer auf die Fußlosigkeit der Gestirne zurückzuführen ist. Ein indisches Rätsel sagt:Ich habe einen Hirten gesehen, der

') 0. H.-A. R, S. 311 f.

*) Julius Rodenberg, Ein Herbst in Wales. S. 081 (Eine Geschichte vom rothaarigen Simon: S. 1211)

8 ) W. Mannhardt, Germanische Mythen. S. 2701

4 ) E. H. M., S. 1331