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Dr. Gustav Albrecht.
Ru, nt, liöte.
Mock mi ’ne Flöte. Lot de Minder leie n 1 ) Bes Mareien 2 ),
Lot die Sunne schien’n Bes Martin’n 3 \
und:
liu, ru, Röte,
Mock mi ’ne Fljjte.
Von Thymioahn un Bastioahn Lot minie"Flöte jnit afgSahn.
In diesen Versen scheinen Überreste anderer Lieder mit dem
Flötenliede vereinigt zu sein, da das Eierlegen der Hühner in keinem Zusammenhänge mit dem Flötenschneiden steht. Ob Thymioahn und Bastioahn die beiden Heiligen Timotheus und Sebastian bezeichnen sollen, wie man angenommen hat, will ich dahingestellt sein lassen.
Ein viertes Flötenlied lautet:
„Jungen“ soll nach Böges Anmerkung „Knospen“ bedeitten, doch ist nicht recht klar, in welcher Beziehung die Knospen der Weiden zur Flöte stehen sollen, da die Kinder zur Herstellung des Instruments ein ganz glattes Stück der Weiden- oder Erlenrute zu benutzen pflegen. Mir scheint vielmehr hier eine Entlehnung aus einem anderen Kinderliedchen vorzuliegen, denn ein Tierlied, mit dem die Kinder die Schnecke ansingen, lautet:
Schneck, Schneck, Schneck,
Wies mi dine vier Finger.
Wenn du det nich duist,
Schmiet ick di in’n Graben,
Doa bieten di de Hunne un de Raben.
Die beiden Schlußzeilen, die in ähnlicher Form auch in dem bekannten Reiterliedchen (s. unten) Vorkommen, scheinen einer älteren Verwünschungsformel entlehnt zu sein.
*) Laß die Hühner legen.
2 ) Bis Mariä Verkündigung (25. März).
s ) Bis Martini (11. November).
4 ) Hühner.
Flö tpie pkin, Flö tpjep kin, joah a f, jSah af! Wenn dine Jungen ru ter le imen, Schmiet ick se in’n Graben,
Fritten se de Binder 4 ) un de Raben.