Heft 
(1908) 17
Seite
241
Einzelbild herunterladen

Lebens,Sprüche aus der Grafschaft Ruppin.

241

halt mich nicht auf! Ec konnte ihn nicht halten, und Zieten mußte sterben.

5. Der Müller und der feurige Drache.

An der schon genannten Landstraße, die von Neuruppin nach Wusterhausen a. d. Dosse führt, erhebt sich ein Hügel, der noch jetzt der Möllenb erg, d. i. der Mühlenberg, genannt wird, weil auf ihm eine Mühle gestanden hat. Der Müller war ein reicher, geiziger Mann, der es nicht genau mit demMetzen nahm, von dem man spottweise sagte: Vor dann hett de Schäpefofc mir as sößtgin Matten, d. i.: für den hat der Scheffel auch mehr als sechzehn Metzen. Man wollte damit sagen, daß er zu Unrecht das Mahlkorn nahm, um sich zu bereichern. Aber das alles hätte ihn nicht so reich gemacht, wenn er nicht noch über­dies einen Packt mit dem Drachen geschlossen hätte. Dieser feurige Drache saß in einem Erlengebüsch am nahen See. Er schaffte dem Müller, wenn er es verlangte, Geld und immer wieder Geld, sodaß sein Reichtum ungezählt war. Dem Müller war die Frau gestorben, und er ging auf die Suche nach der zweiten. Niemand im Dorfe mochte ihn heiraten. Endlich fand er ein frommes, stilles Mädchen, das nichts von seinem bösen Treiben wußte. Einst saß er mit seiner Frau im Zimmer; Knechte und Mägde waren zum Tanz im Dorfe. Sie gerieten in Streit. In der Erregung rief der Müller:Droak, kumm und hoal de Frau! d. i.Drache, komm und hole die Frau! Der feurige Drache kam, um die Frau zu holen. Diese rief den Namen Gottes an und floh. Eben hatte sie das Haus verlassen, da krähte der rote Hahn auf dem Dache. Das Haus stand in Flammen; die Mühle wurde mitergriffen. Während die Leute aus dem Dorfe kamen und retten wollten, sahen sie, wie die Schaufeln der brennenden Mühle sich drehten. Sie sahen eine Feuer­kugel dem Elsenbusch zuffiegen. Der böse Müller, der seine erste Frau dem Drachen geopfert hatte, mit seinen Schätzen verbrannte.

Lebensspriiche aus der Grafschaft Ruppin.

Mitgeteilt von Friedrich YVienecke in Berlin.

1. Bei der Übergabe eines Patenkindes.

Hier bring ich meinen Paten,

Mag er Euch wohlgeraten,

Mög er auch wohlgedeihn,

Daß Menschen und Engel sich über ihn freun.

16