246 Pr. F. Weineck. Kin Pfingstbraueh in dem Altenburger Hohlande.
Ein Plingstbrauch in dem Altenburger Holzlande.
Von Realschuldirektor a. D. ltr. F. Weineck.
Ein Pfingstbrauch hat sich noch im Altenburger Holzlande erhalten, wo in den meilenweit ausgedehnten Fichten- und Kiefernwaldungen die Leute immer noch neben mäßiger Landwirtschaft vornehmlich von der Holzindustrie leben, d. h. Bau- und Grubenholz zurichten, Bretter schneiden und Mulden, Karren, besonders aber Harken und Leitern verfertigen, die dann die hiesigen Händler weit hin ins deutsche Land bis zum Rhein verfahren und verkaufen. Erst neuerdings ist, wie fast in ganz Thüringen, Porzellanfabrikation hinzugekommen.
Hier nun, in Kloster-Lausnitz, in dem nahen Ilermsdorf und dem etwas entfernteren Oberndorf wird zu Pfingsten der Maibaum gesetzt, in den beiden erstgenannten Dörfern am 3. Feiertage, in Oberndorf zu Klein-Pfingsten, d. i. am Sonntage nach Pfingsten.
• Die Burschen des Dorfes kaufen dazu eine mehrere meterhohe Fichte, köpfen diese und glätten sie sorgfältig und befestigen oben daran eine kleine grüne Fichte mit eisernen Klammern. So liegt der Baum am bestimmten Tage fertig auf dem Dorfplatze, hier Markt genannt, wo er stehen soll. Nun holen die Burschen von den Mädchen lange, bunte Bänder zusammen, die sie an die Zweige der kleinen Fichte binden. Am Nachmittag des 3. Feiertags versammeln sich zum Anfrichten des Maibaums Burschen und Mädchen, festlich geputzt, und überdies füllt sich der Platz mit den gleichfalls festlich gekleideten Kindern des Dorfes und vielen Alten. Das Loch, in das der Baum kommt, ist ausgehoben, die Musik steht bereit, der Bursche, der das Ganze kommandiert, gibt das Zeichen mit einem lauten Hoch! in das die ganze Menge einstimmt und die Musik mit einem Tusch einfällt, und der Baum wird von den Burschen mit Leitern, ohne alles Tau- und Strickwerk aufgerichtet, erst mit kleinen, dann immer größeren, und zuletzt, wenn auch die längsten Leitern nicht mehr zulangen, mit Scheren, die aus 2 sehr langen, oben kreuzweis verbundenen Fichtenstangen bestehen. Zu jedem neuen Anhub gibt der Kommandeur das Zeichen, alles schreit von neuem Hoch, und die Musik bläst ihren Tusch, bis das schwierige Werk vollendet ist und der mächtige Baum steht und unten festgemacht ist. Dann ziehen die Burschen mit ihren Mädchen trinkend und johlend unter Musik dreimal um den Maibaum und darauf in den nahen Gemeindegasthof zum Tanz.
Dieser Maibaum steht nun bis zum nächsten Pfingsten; da wird er versteigert, und der ihn ersteht, muß ihn rechtzeitig fällen, um dem neuen Platz zu machen. Das geschieht am frühen Morgen, wenn der