250
Robert Mielk-e.
lieben und kulturlieben Seite hin eine besondere Bedeutung geben, sondern häufig auch das Gefühlsleben ganzer Interessengenossenschaften wie in einem Blitzlicht festlegen. In Nachfolgendem soll auf Grund nur gelegentlich gemachter Beobachtung der Versuch gemacht werden, einen bescheidenen Beitrag für ein solches Inventar zu liefern.
Von neueren Schriftstellern ist mir nur Bludau dadurch aufgefallen, daß er den Schimpf- und Scheltworten einige Beachtung schenkt. In seiner Landeskunde : ) stellt er für O stprenßoh folgende Schimpfworte zusammen: schtobekop — Dummkopf, schuprinche = Schopf, Döskopf, Dössel, Fleetz (Flötz), Laps, Lorbas = Taugenichts, Schubjack, Schemperzagei, Kott = Dmnmkopf zusammen. Aus meinen eigenen Beobachtungen kann ich ihnen anreihen: T örn ebo ck = störrischer Junge (Nichel bei Treuenbrietzen), wendscher Pinak — wendischer Säufer (ebenda), Sehl um pam pe (Kuhlewitz bei Belzig), alter Katho 1 e 2 ) (Dahlewitz bei Berlin), Dreck..sch (Trebur bei Dannstadt); in Hamburg hört man ferner oft ein Üz als Ausdruck verächtlicher Geringschätzung, dem sich als schroffere Steigerung Fratz anschließt. Sehen wir uns die landläufigen Schimpfworte etwas näher an, dann zeigt es sich, daß die größere Anzahl einen Mangel an Verstand und Einsicht anzeigen wollen. Für Berlin finde ich: Aas (Doves A.), Dämel (Dämelack), Dösel, Droomlade, Dusche, Dussel. Dujnm- kopf, Esel, Fatzke, Grützkopp, I leupf erS, ll ornvT eh, Kruk e, Ochse, Rind (Rindvieh), Schaf (Schafskopp), S chau te, Sch..ßer (Sch. .ßkerl), H osensch ~ßer (hamburgisch Schietbüchs), Schlafmütze, Stiesel, Teekessel (Teepot in Hamburg), Transuse. Diesbu vielen, dem Sinne nach gleichbedeutenden, nur wenig abschattierten, Worten stehen solche Scheltworte an der Seite, die einen körperlichen Mangel verkünden oder örtliche Zufälligkeiten angeben wie Affe ( Affengesich t, Affen..sch), Bolle (’ne riedige Bolle), Böhma ke, Bee st (Biest), Dreckfink (Dreckpatsch, Drecl^hammel), Ekel, Flaps, Fleetz, Flegel, Fratz, Geizhammel, Ja ljens trick, J ammerl appen, Krauter, Laban, Latsch, L auseju nge,^Lümmel, Lul atsch, Mistfink, Quatsehkopp (Quatschneese), jR.tzjunge (R .tzb engel, R.tzliese, R.tzlöff'el, R.tzlümmel, R.tzueese, K. tztrojripete, R.tztulpel Sau^Sauigel, Saumichel), Schlumps, Schweinigel, Teie (HundeteleJ) ToHjtatsch, ÜzT"Unk e, Waschlappen. Verhältnismäßig 'klein ist dagegen die Liste jener Scheltworte, mit denen eine wirkliche Gehässigkeit
') Bludau. Oberland, Ermland, Natangen, Barten. Stuttgart 1901. S. 185 bis 187, 208. Über R. tzlöffel und Ölgötze hat v. Schulenburg in den Verhandl. der Zeitschrift f. Ethnologie (1888 S. 156) Mitteilungen gemacht.
«) Man beachte dabei das Berlinische „es ist um kathfilisch zu werden“. In Riedebeck bei Luckau bezeichnete mir der Lehrer vorgeschichtliche Scherben als „katholische Scherben“, ein Hinweis, daß in dem Wort nur zurückgeblieben, alt steckt.