251
* ’ ) •
^ | |chi|ipf- und Scheltworte.
zum Ausdruck iu kommen sucht: Hund (HundsAttt), 'Aas, llallunke, Kröte , zu denen unter Umständen noch Luder und Ochse mit seinen Abwandlungen kommen.
Es ist ein fast unbezähmbarer Drang in den unteren Schichten, eine^Rede durch das Scheltwort besonders wirkungsvoll zu steigern. Vor mir gingent einmal zwei Berliner Arbeitsburschen in einem eifrig geführten Gpsprtche: „Jelangweilt habe ick ifcir, du Affe“, sagte der eine freundschaftlich zu Bern anderen. Nach einer kleinen und für das Thema unwesentlichen Auseinandersetzung drückte derselbe Redner seinen Uniiut iib$» das ftchwere Verständnis ^seines Kollegen durch die Worte aus¥ „Ick Jiabe ja een Bild von ihm, du Affe“. Hier war kaum noch eine bestimmte Absicht npt dem Scheltwort verbunden, sondern dieses zur reinen Spracjigewohnheit geworden, mit der der Redner seinen Worten Nachdruck gab.
Auch die Necklust erzeugt manchen Spottnamen, der mit der Zeit zum Scheltworte wird und nicht selten der Ausgang blutiger Händel werden kann. So nennen die Luckenwalder die Bewohner der benachbarten Stadt Zinna nach den Früchten, die sie zur Stadt bringen, Ivor- riiben, was diese mit Fe ttla ppen und nach einer dunklen Begebenheit im Kriege 1806/07 mit K ienrä uber vergalten. Die Stimmung wird dadurch oft genug bis zu Prügeleien, namentlich unter der Jugend, erhitzt. Diese ist überhaupt ein wichtiger Faktor für die Lebensdauer mancher, gelegentlich erstandener, Scheltworte. Nach den eine zeitlang beliebten gelben Handschuhen wurden z. B. die Schüler des Berliner Kaiser Wilhelm-Realgymnasiums von den Kameraden des gegenüber gelegenen Friedrich Wilhelm-Gymnasiums als Re h pf o t en bezeichnet, während diese den in einer natürlichen Gegenstimmung erzeugten Namen Gummilatschen emstecken mußten und ihn vermutlich kaum wieder loswercEen. Eine andere Seite des Scheltwortes enthüllt uns eine Hamburger Redensart, die mir berichtet wurde, die ich aber auf ihre Glaubliclikeit bisher nicht prüfen konnte. Danach gab es dort ein altes Original namens Hummel'), dem die Jugend überall diesen Namen nachrief. Da er stets durch das stereotype M.rs antwortete, dessen nähere Bedeutung im Götz von Berlichingen nachzulesen ist, so sind beide Worte derart in enge Beziehung zu einander getreten, daß der Zuruf „Hummel“ und die entsprechende Antwort zu einem gewissen landsmannschaftlichen Erkennungszeichen geworden ist.
Alles dies sind einzelne Proben von der Art, in der das Volk die kennzeichnenden Eigentümlichkeiten eines anderen erspäht, um ihm ein — zumeist harmloses — Scheltwort anzuhängen. Die stehenden
’) Es erinnert dieses Gescliichtchen an den Berliner Neckruf „Vater Pietsch“, der ja eine gleiche geschichtliche Entstehung hat.