Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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wortes, weil sie noch eine Vorstellung verdeutlichen, in der ihre Kräfte dem Kämpfer zur Seite stehen, den Gegner aber arg schädigen können.

Jedenfalls aber werden die Schimpf- und Scheltworte ein wichtiges Material für den Volksforscher geben, falls sie einmal systematisch gesammelt werden, vielleicht in Verbindung mit den Flüchen. Diese Sammlung anzuregen ist der Zweck dieser Skizze, die keine bessere Organisation dafür voraussetzen kann, als den Verband der Vereine für Volkskunde.

Kleine Mitteilungen.

Der Pritzstabel zu Spandowe. Unter diesem Titel machte u. M. Herr Oberpfarrer Recke in Spandau am 26. November 1907 im Gemeindesaal der St. Nikolai-Kirche daselbst folgende Mitteilungen.

Die germanistische Deutung des Namens (= Brettstaben, Beamter, der den Schulzen auf das Brett, den zugelassenenKnüttspan im Fischernetz, in den Eid stabte, vereidigte) wurde abgelehnt, hingegen der slawische Ursprung (pristav, pristavu = Aufseher, Fischerei-Aufseher) eingehend begrün­det. Die späteren Umformungen des Titels in pristabell, pristabel, priestabel, prietzstabel, pritzstapel sind germanische Abformungen des inzwischen fremd gewordenen altwendischen pristavu. Seit Mitte dieses Jahr es führen die d rei letzten Pritzstabel in der Mark zu Spandau, Cöpenick und Alt-Ruppin djm amtlicSefTTitelKöniglicher Fischmeister.

Die Geschichte desPritzstabel zu Spandowe ihr sehr interessant. In die heidnische Vorzeit der wendischen (slawischen)Kietzer zurückweisend, tritt uns die eigenartige Gestalt desFischmeisters sonderlich in der Ge­schichte des Amts Spandow, des alten Schloßamts, sodann des Kurfürstlichen, später Königlichen Domänenamts deutlich entgegen. Das Landbuch Kaiser Karls IV. von 1374, weiterhin die Fischerei-Verordnungen des Kurfürsten Joachims II., des Großen Kurfürsten, Friedrichs des Großen, der neuern und neuesten Zeit nennen und kennen ihn. Im 18. Jahrhundert wurden als Pritz­stabel zu Spandowe Michel Mannkopf und Johann Gottfried Wegener genannt. Das Gehalt war gering. Neben der Nutzung derPristabelwiesen (Uklei- oder Ukl andswiesen am Grützma che rgraben) bezog der Pritzstabel' zu Span­dowe, der übrigens kein Berufsüscher zu sein brauchte, außer einigen geringen Naturalabgaben, Renten und Akzidentien, die er persönlich in den Fischer­dörfern einzuziehen hatte, lediglich ein Jahresgehalt von12 Thl. und 12 Sgr.. Das Gehalt wurde bereits 1738 seitens derKurmärkischen Kriegs- und Domänen-Kammer, sodann selbstverständlich in der Neuzeit angemessen erhöht.

Das Amt des Pritzstabel war und ist ein sehr weitgreifendes und viel­seitiges. Als staatlichem Binnenfischerei-Aufseher mit lokal-polizeilicher Ge-

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