Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

eines größeren Gartens, der inmitten von Waldstücken liegt, bei Aufzählung der Gartenfeinde sagte, daß bei ihr die Krähen sogar die Goldfische aus dem Aquarium holten, das unter Bäumen unweit des Hauses steht.

Die Zeit, wo ich bei Himmelpfort Krähen frische Fische fressen sah, war Ende Mai und Monat Juni. W. v. Schulenburg.

Das verschwindende Dorf Schiedlo, Kirchdorf bei Wellmitz, Kreis Guben. Der 33 Mitglieder zählende Kriegerverein in Schiedlo feierte sein letztes Fest. Seine Auflösung ist mit diesem Tage erfolgt, da das Dorf in nächster Zeit von der Erde verschwinden muß. Zahlreiche Mit­glieder, die schon in ihrem neuen Heim sind, hatten sich zu dem Feste einge­funden. Neun Veteranen bedauern die Auflösung des seit 22 Jahren bestehenden Vereins. Die acht Gewehre des Vereins sind an den Kriegerverein in Polenzig, Kreis Krossen, verkauft worden. Der Erlös (131 Mk.) ist an sämtliche Kameraden verteilt worden. Darauf fand der letzte Umzug des Vereins mit Musik durch das Dorf statt. Auch der Schiedloer Schifferverein wird sich auflösen. Die Fahne ist bereits verkauft worden. Das Dorf Schiedlo an der Mündung der Neiße in die Oder ist der Hochwassergefahr derartig ausgesetzt, daß es ohne ernstliche Gefährdung der Bewohner nicht länger zu halten ist. Die Mitteilung stammt vom Ende Januar 1908.

Vom Rittergut Wilsickow. Im Jahre 1889 übernahm Herr von Holtzen- dorff das väterliche Gut. Wilsickow ist mit Neuhof 4500 Morgen groß, und wird durch Herrn von HoltzendorfF mit Hilfe eines Inspektors bewirtschaftet. Er war früher Offizier im 2 . Garde-Kegiment zu Fuß, und ist jetzt ein passionierter Landwirt. Durch viele Verbesserungen hat er die Ertragfähig­keit des Bodens sehr erhöht. Die das Gut durchziehende Hügelkette hat Herr von Holtzendorff mit Laub- und Nadelbäumen bepflanzt, ebenso im Tanger hat er weise gewirtschaftet, so daß das Gebrauchsholz allein vom Gut bezogen werden kann. Herr von Holtzendorff hat in lßjähriger Tätig­keit viel geleistet, trotz aller materieller Arbeit hat er aber stets Zeit ge­funden, sich der Kunst und Wissenschaft zu widmen. Als großer Shakespeare- Verehrer gilt sein Hauptstudium diesem großem Dichter. Der Brite ist der Lieblingsdichter des Herrn von Holtzendorff, weil seine Werke unerschöpflich an Lebensweisheit sind, und die Sprache so wunderbar schön ist. 310 Jahre sind seit Shakespeare verflossen, und trotzdem passen seine Gedanken und Aussprüche in unser modernes Zeitalter. Zu Ehren dieses Dichters setzte Herr von Holtzendorff einen Gedenkstein. Das Denkmal steht am Wege, der von Wilsickow nach Groß-Luckow führt. Der Stein wurde auf dem Felde gefunden, konnte aber seiner Größe wegen nicht weiter fortgeschafft werden. Er ist daher nicht weit von der Fundstelle am Wege gesetzt worden und steht 1 Meter tief in der Erde. Wilsickow besitzt aber noch ein Denkmal: das Bismarckdenkmal, das 1891 gesetzt wurde. Es steht am Park, einen stimmungsvollen Hintergrund dazu bilden die ßismarcksanlagen. Eine Brücke