Kleine Mitteilungen.
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fuhrt zur Bismareksinsel, die das Erbbegräbnis derer von Holtzendorff werden soll. Das Bismarckdenkmal besteht aus zwei Teilen. Der untere Teil ist ein roher Stein, in dessen Mitte ein großes eisernes Kreuz ist, umgeben von einem goldnen Lorbeer- und Eichenlaubkranz. Auf diesem Untergestell steht ein kleinerer, oben abgerundeter, polierter Stein. In der Mitte ist ein goldenes Kleeblatt eingemeißelt, darum steht der Spruch: In Trinitate Robur. Darüber leuchtet in goldnen Buchstaben uns der Name: Bismarck, entgegen, unten steht die Jahreszahl: 1. April 1891. Zum 80jährigen Geburtstag des Kanzlers war eine große Feier, zu der viele Freunde des Hauses Wilsickow erschienen waren. Ein Begrüßungs- und Glückwunsch-Telegramm wurde abgelassen. Das Denkmal war reich geschmückt. Zwei Rundbogen erhoben sich über dem Stein. Sie waren mit Tannenreisern umwunden und mit schwarz-weiß-roten Schleifen verziert. Im Hintergründe wallten Flaggen herab, über dem ganzen schwebte ein großes eisernes Kreuz. Beim Tode des Fürsten war derselbe Schmuck mit Trauerflor überzogen. Beide Denkmäler sind genau nach den Entwürfen und Angaben des Herrn von Holtzen- dorfF gemacht. Man sieht daraus, mit welcher Lust und Liebe er sich der Kunst und Wissenschaft widmet. Der Wilsickower Park ist auch reich an Schönheiten und ebenfalls ein Werk des Besitzers.
(Prenzlauer Zeitung. 11. 12. 1904.)
Eine neumärkische Hünin. Die Charlottenburger Zeitung (Neue Zeit) vom 18. September 1907 meldet aus Plagow, Kreis Arnswalde, Folgendes. Ein weiblicher Nachtwächter, und noch dazu ein solcher mit nur einem Arm, ist gewiß eine erwähnenswerte Seltenheit. Unser Dorf kann sich eines solchen Besitztums rühmen und hat zudem allen Grund, mit seinem Nachtwächter überaus zufrieden zu sein. Das Mädchen, das nachts ihre Runde macht, geht am Tage ihrer sonstigen Beschäftigung nach. Trotzdem sie nur den rechten Arm hat, fährt sie Dung, pflügt, eggt, ladet Korn und verrichtet schwere landwirtschaftliche Arbeiten, die sonst zumeist nur von Männern aüsgeführt werden. An zwei Tagen der Woche fährt sie noch den Bäckerwagen, verkauft Backwaren und Brot und waltet hierbei ihres Geschäftes in musterhafter Weise. Sie ist aber noch vielseitiger: Sie verschneidet mit Vorliebe den Männern das Haar und hat selbst den Schmuck ihres Geschlechtes, das lange Haar, willig der Schere geopfert. Furcht kennt sie nicht. Sie verfügt bei einem Körpergewicht von zirka 190 Pfund über derartige Körperkräfte, daß sie kürzlich einen robusten Schlächtergesellen, der sie mit unnützen Redensarten belästigte, von seinem Wagen herunterholte und so nachdrücklich in den wasserhaltenden Chaussesgraben tauchte, daß ihm Hören und Sehen verging. Man bringt dem Mädchen hier allgemeine Achtung entgegen.
Leinöl war früher im Havelland ein beliebtes Volksnahrungsmittel, und in vielen Dörfern befand sich eine Ölmühle. Das Öl wurde an manchen