Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Küstriner Zollregistern, umfassend den Jahrgang von Ostern 1570 bis Ostern 1571. Zwei Handelszüge vereinigen sich bei Cüstrin: der schlesisch-Stettiner Verkehr und der Warthehandel. Jener ist zum größeren Teil in den Händen der Stettiner, ihre Schiffszahl übertrifft die der Frankfurter um das Dreifache. Daneben sind ganz vereinzelt einige märkische und pommersche Städtchen hier vertreten und merkwürdigerweise eine Anzahl Glogauer, Gubener und Krossener Schiffe, obwohl die Frankfurter die Oder oberhalb ihrer Stadt geschlossen hielten. Breslauer Schiffe finden sich infolgedessen nicht auf der Oder; die Breslauer brachten ihre Waren auf der Achse nach Frankfurt; von hier wurden diese durch ihre Frankfurter Faktoren weiterspediert, da­mals wohl noch zum'größeren Teil oderabwärts nach Stettin. Die häufigsten sehlesisch-Lausitzer Handelsprodukte sind Kote*, Eisen und andere Metall­waren, Leinwand und Garn, Mühlsteine, Landwein, Hirse. Von Stettin kommen die Oder herauf hauptsächlich Hering und andere Fisch waren, Salz und überseeische Kramwaren, daneben preußisch-litauische Produkte: Honig, Wolle, Flachs, Fellwerk, Talg. Auf der Warthe wurden ausschließlich pol­nische und neumärkische Waldwaren abwärts geschifft, da die Warthefahrt aufwärts seit Markgraf Hans verboten war, um die Stettiner nicht nach Polen Vordringen zu lassen. Da also die Gelegenheit zur Rückladung fehlte, so kamen hier nur Holzflöße und leichte polnische Kähne herab, um Bau­holz, Klappholz (Böttcherholz), Teer und Pech nach Stettin zu bringen. Die Landsberger beteiligten sich an dieser wenig lohnenden Schiffahrt gar nicht, sondern handelten zu Lande nach Stettin. Auffällig ist, daß aus Polen in diesem Jahre wenigstens kein Getreide zu Wasser kam, daß überhaupt ziem­lich wenig Getreide an Cüstrin vorübergeschifft wurde, und daß es aus­schließlich aufwärts nach Frankfurt ging. Das lag einerseits an der schlech­ten Ernte von 1569, dann aber wohl auch an dem seit 1569 auf die ganze Kurmark ausgedehnten sehr hohen neuen Grenzzoll auf Getreide, der die Durch- und Ausfuhr zweifellos stark beschränkte. Aus der Zeit, die hin- und zurückfahrende Schiffe gebrauchen, um wieder den Cüstriner Zoll zu passieren, läßt sich entnehmen, daß die Frankfurter nicht über Stettin und die Stettiner nicht über Frankfurt hinausfuhren, sondern an diesen beiden Orten ihre Geschäfte abwickelten, allerdings damals noch nicht notwendig und ausschließlich mit den dortigen Bürgern; die Frankfurter z. B. bezogen die überseeischen Waren meist von Lübeck und bedienten sich der Stettiner nur als Faktoren und als Schiffer, und umgekehrt werden die Stettiner zu Frankfurt mit den Schlesiern unmittelbar den Warentausch bewirkt haben. Der Versuch Stettins, statt dieses freien Verkehrs 1571 einen Monopolbetrieb einzuführen, hat den Handel auf der unteren Oder nahezu vernichtet.

Was ist Kote? Ist es mit *Rötel< übereinstimmend, so ist es das Erzeugnis, was bei der Bildung von Wiesenerz oder Rostwiesenerz als Nebenprodukt (Ackererde) gewonnen wird und zum Färben dient (aber auch z. B. von den Kupferschmieden beim Aushämmern der Kessel um die angenehme, gedämpfte Farbe des Kupfers zu be­wirken, gebraucht wurde und noch jetzt gebraucht wird. Bei einer Pflegschaftsfahrt des Märkischen Museums nach der Obermühle bei Eberswalde, Kreis Nieder-Barnim, am 20. Oktober 1907 fanden wir dort noch Reste einer früher schwunghaft betriebenen Rötelfabrikation. E. Friedel.