Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Dorf, Aue und Wald ihreGeschichtsschreiber finden. Diesen wohl zu beherzigenden Aufruf veröffentlicht Herr Rudolf Schmidt, Pfleger des Märkischen Museums, inAus der Heimat von 15. Dez. 1907, der der Heimatkunde in dankenswerter Weise dienenden halbmonatlichen Beilage zur Pflege heimatlicher Inteiessen, gleichzeitig Beiblatt zur Eberswalder Zeitung.

Aus Schönow, Kreis Nieder-Barnim. In der Kirche zu Schönow bei Bernau wurde bei Anlage einer Heizvorrichtung vor einigen Tagen ein Gewölbe entdeckt, in welchem man einen Schädel, einen Degenknauf mit einem Stücke der dazu gehörigen Klinge, eine Schnalle, Teil einer Perücke und ein Stück bunten Seidenzeuges fand. Um 1720 hat auf dem früher zu Bernau gehörenden Kämmereigute Sehmetsdorf, das jetzt von der Stadt­gemeinde Berlin angekauft worden ist, ein Pächter Kraatz, ein Hauptmann, gelebt, der nachweislich in Schönow beigesetzt worden ist. Vielleicht rühren die Fundstücke wenigstens teilweise von ihm her. Die Gruft in der Kirche stand mit der Außenwelt weder durch ein Tor, noch durch ein Fenster in Verbindung; daher wußte man bisher nichts von dieser Begräbnisstätte. Doch befindet sich an der äußeren Kirchenwand eine vermauerte Tür, über deren ursprünglichen Zweck nichts bekannt war. Herr Lehrer Specht- Schönow sagte mir, dort sei nach seiner und des Pastors Ansicht die ehe­malige Eingangstüre zur Kirche gewesen. Als solche scheint sie mir aber viel zu schmal und auch zu niedrig zu sein, und ich glaube, sie war früher die Eingangstüre zur Gruft, die wahrscheinlich schon vor 1720 angelegt worden ist, vielleicht schon vor 1443, seit welcher Zeit sich Bernau im Besitze des halben Dorfes Schönow befand. Über die früheren Besitzver­hältnisse geben Berghaus und Riedel (Bernauer Urkunden) Auskunft, llin- zufiigen will ich noch, daß inan die obengenannten Funde wieder eingemauert hat; sie waren auch wohl an sich wertlos. Die ganze Sache hat nur insofern ein Interesse, als dadurch die Bedeutung der vermauerten Tür erklärt wird.

Otto Monke.

Über die Kietze und ihre Bedeutung ist mehrfach in der Branden­burgs die Rede gewesen, doch fehlt noch immer, trotz aller Anläufe, eine genaue Zusammenstellung des Materials, was u. a. daraus erhellt, daß, gleich den Planetoiden, immer noch einzelne, der Wissenschaft bislang entgangene Kietze auftauchen.

U. M. Herr Rektor Monke bemerkt:

In vielen märkischen Städten führt der am Wasser oder in der Nähe einer sumpfigen Niederung gelegene Stadtteil den Namen Kietz, z. B. in Spandau, Potsdam, Freienwalde, Cüstrin, Sonnenburg, Biesenthal, ja in dem wasserarmen Werneuchen. Auch einige märkische Dörfer (Berge bei Nauen, Birkenwerder bei Oranienburg usw.) besitzen einen Kietz. Ferner kommen in Pommern (Wollin) Kietze vor. Der Name stammt aus dem Wendischen und wird von Kaiza, Kitza = Fischerhütte abgeleitet. Ursprünglich bezejch-