Kleine Mitteilungen.
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nete man mit dem Worte Kietz in Ortschaften mit gemischter Bevölkerung den wendischen Teil der Niederlassung, deren Bewohner sieh vorzugsweise mit der Fischerei beschäftigten, aber auch im Acker- und Gartenbau wohl- erfahren waren. Trotzdem sahen die Deutschen häutig mit Verachtung aut die lleste der wendischen Bevölkerung herab, und noch heute gilt allerorts die Redewendung „er wohnt auf dem Kietz“ als eine Schmähung. Dieser Umstand hat im Jahre 1905 die Bewohner des Kietzes in Birkenwerder veranlaßt, die offizielle Umnennung des Kietzes zu beantragen. Seit kurzem hat der dortige Amtsvorsteher den historischen Namen in „Werder“ umgetauft und die Straßenschilder dementsprechend ändern lassen. Da die Städte ihre Kietze bisher nicht verleugnet haben, lag auch in Birkenwerder für die Umnennung kein genügender Grund vor, und es bleibt zu hoffen, daß der alte Name dem Gedächtnis des Volkes nicht verloren gehen wird.
Dem füge ich hinzu, daß die Redensart „oller K ietz er“ od er: „Det haben Se wohl uf’m Kietz gehört!“ u. dgl. als Schmähworfe in Berlin und anderen märkischen Örten noch vielfach gebraucht werden. Ich entsinne mich aus dem Anfang der siebziger Jahre v. J., als Ich Kreisrichter in Cöpeniek war, dieselben Redensarten von Cöpenickern in bezug auf Bewohner des dabei an der Wendischen Spree oder Dahme belegenen Kietzes gehört zu haben.
Gleichzeitig bitten wir, daß Notizen über das Vorkommen über die Bezeichnung Kietz dem Herrn Rektor Monke, N, Ravenc Straße 12, der dieselben sammeln und verarbeiten wird, mitgeteilt werden. E. Friedei.
Ende des Wirtshauses „zum Kuhstall“ in Berlin. Am Sonntag, den 22. September 1907 hat das Kuhstall-Restaurant Invalidenstrasse 110 für immer seine Pforten geschlossen. Ich selbst habe noch dort ein Glas Roten zum Abschiede getrunken. Wie ich hörte, soll mit dem Abriss sofort begonnen werden. Die kurze Geschichte des Kuhstalles ist mir wie folgt bekannt:
1796 wurde das Vorderhaus und der an dasselbe stossende erste Seitenflügel gebaut. Bis 1820 diente das Haus seinem wahren Zweck als Kuhstall, in dem Milch verkauft wurde. 1820 erhielt der Seitenflügel eine Verlängerung bis zur hinteren Grenze, also dem 2. Flügel, links. Mit der Einführung des Weissbieres wurde ein Restaurationsbetrieb eingerichtet. 1851 trank man dort zum ersten Male Bayrisches Bier. Am 22. September 1907 Kehraus und Abbruch dieses für Berlin historischen Wirtshauses.
A. Kühnlein.
Im Volksmunde wurde das letztere häufig scherzweise „der gesittete Kuhstall“ genannt. Die Brandenburgia hat ihn vor einigen Jahren besucht.
Fr.