Heft 
(1908) 17
Seite
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Eene Purte dun oder Näpfchen und Näpfchensteine.

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Grabsteinen und Kirchenwänden, um die Waffen zu weihen, wovon viele Rillen Kunde geben und kenne ich einen Schleifsegen dafür: Scheerenschlyper, Schlangengryper,

Mock myn Metzer scharp,

Surr, Wurr, Purr!

Dann mußte die Schneide dreimal angehaucht, also gepustet, werden. Man konnte auch die heilige Dreieinigkeit anrufen mit dem Beding, das Amen dabei zu vermeiden, aber gepustet mußte die Klinge dabei dennoch werden, als wollte man das Feuer anblasen.

Trudensteine. Mit den Näpfchensteinen in enger Verbindung stehen die sogenannten Trudensteine, kleine schwarze Steine mit natür­lichen Näpfchen oder Löchern, die im Volksglauben gegen Nachtspuk, Alpdrücken oder Marrieden schützen sollen. Diese Trudensteine vergrub man unter der Hausschwelle oder hängte sie am Bettpfosten auf, um das Eindringen alles Bösen und Finstern zu verhindern.

Gleichfalls gehört hierher die Sage von den Krötensteinen und Krötenringen. Wie die Sonne und das Licht, sowie deren Lieblinge im Innern der Berge vor feindlichen Nachstellungen zeitweilig sich sichern müssen, um wieder im alten Glanz und alter Herrlichkeit hervordringen zu können, so wurde der Sage nach aus dem SonnensohnMichel d. i. der großgewaltige Sieger mit Eintritt der langen Nächte ein kleiner, verächtlicher Muchel d. i. die Kröte im Plattdeutschen, die sich tief im Innern der Berge oder Steine verkriecht, als ein Sinnbild für den ein­geschlossenen Licht- und Feuergott, der der Eingelochte nordischLoki heißt und Herr dieses Geziefers ist. Ja, dieses eddische Bild für den winterlich schwachen Licht- und Wärmegott läßt sich noch weiter ver­folgen in dem Plattdeutschen Pomuchel in Fischgestalt, denn im Winter ist das Wasser bekanntlich eine bescheidene Wärmequelle für die Erde. Wer gedenkt hierbei nicht des schönen Märchens von dem in Kröten­gestalt gebannten Prinzen, der durch die Liebe einer Erdenjungfrau aus dem Banne erlöst werden soll?

Lebkuchen, Michelswecken, Michelsminne. Auf alten Grab­steinen findet man vielfach Näpfchen eingerieben, germanische Sitte war es, hier das Totenopfer in Gestalt der Michelsminne zu bringen, um mit dem Lebkuchen, ein Gemisch von Honig, Mehl und Wasser, wie mit dem Meth und den Michelswecken die Geister der Toten zu ver­söhnen. Ähnlich opferten die Griechen den Abgeschiedenen in Erd­spalten. Die Näpfchengestalt der vorgeschichtlichen Aschenkrüge, Tränen­näpfe sind den Bohrnäpfchen sicher nachempfunden, gleichwie die ältesten Lichtträger die Lampenbehälter diese Form nachahmen.

Wenn unser märkischer Chronist J. C. Beckmann bereits vor 200 Jahren in den alten Näpfchensteinen einen Zusammenhang mit dem