Eene Purte dun oder Näpfchen und Näpfchensteine.
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Jugendspiele. Der Stab, der Bohrer, die Schlange, der Vogel, der Speer, das Messer, der Dorn, alles das sind mythologische Attribute Wodans und uralte Sinnbilder für den wolkenzerteilenden Blitzstrahl, gleichzeitig für den Sonnenstrahl als Waffen des Licht- und Sonnengottes, wie die Edda, die deutschen Sagen und Volksmärchen an vielen Stellen bekunden. Nicht zuletzt ist die Jugend in ihren Spielen ein getreuer Hort, der alte Erinnerungen an die Vorzeit wachhält, welche vordem Teile des Naturgottesdienstes waren. Ich meine die Ballspiele, insbesondere den Lochball, das Murmelspiel im Frühling u. a. m. Ein hierunter gehörendes Kinderspiel ist das in Berlin unter dem Namen „Messerstich“ , in der Uckermark unter dem bezüglicheren Namen „Lämpenspell“ bekannte Frühlingsspiel. Lärnpe ist im Plattdeutschen die Messerzunge oder die Klinge und in dem alten Namen liegt schon ein Stück ungeschriebene Geschichte.
Das Lämpenspell oder der Messerstich. Es wird gemeinhin von zwei Partnern betrieben, es können aber beliebig viele sein, und zwar unter Zuhilfenahme eines spitzigen Messers und eines Fleckens Erde, auf dem sich die Spieler in der Runde niederlassen. Jeder Teilnehmer macht vor seinem Sitz ein winzig kleines Erdnäpfchen, sein Grab mit der Messerspitze in die Erde und schichtet daneben sorglich die hieraus entstammende Erde auf. Es muß sein Bestreben sein, recht viel fremde Erde aus andern Löchern der Mitspielenden zu gewinnen und aufzustapeln, damit man das Näpfchen nicht nur ausfüllen, sondern zum Schluß des Spiels tunlichst überhäufen kann. Das Messer wird nach der Spielregel von dem Spieler an der Spitze der Lampe gefaßt und so einigemal wirbelnd durch die Luft geschleudert in dem Bestreben, daß seine Spitze tunlichst in die Erde zu stechen kommt, was einige Übung verlangt. Wenn der Einstich nicht gelingt, gibt er das Messer an den Nachbar ab, der nun seinerseits versucht. Sticht es mit der Spitze, so kann er sich von den unterlegenen Vorspielern aus dessen oder deren Näpfchen eine Portion Erde ausheben, soviel er mit einem- mal auf der Messerklinge an Erde transportieren kann. Herunterfallen darf ihm davon nichts, sonst muß die gewonnene Erde zurückgegeben werden. Hat das Spiel einige Zeit gedauert, wobei oft ziemliche Löcher entstehen, so heißt es füllen und wer nicht genug erbeutete Erde hat, sein Lochnäpfchen auszufüllen, „liegt bloß“ und hat verloren. Gewinner ist der, der den größten Erdhügel über sein Näpfchen zu häufen vermag. Es ist das eine alte Reminiszenz an den heidnischen Begräbnisbrauch, wo man hervorragende Volksgenossen zu ehren, wahre Berge um deren sterbliche Überreste schichtete, wahrscheinlich gleichfalls im Wettbewerb, denn unsere Voreltern waren als unlustige Erdarbeiter bekannt. In Oderberg i. M., wo das Lämpenspe ll im Schwange ist, ist auch noch eine alte hierher gehörende Sage geläufig, die Kuhn u. Schwarz, Märk. Forschungen IV, etwas geändert wiedergeben.