Heft 
(1908) 17
Seite
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280 Dr. phil. Julius Boehmer. Eine denkwürdige Luther-Inschrift auf Burg Rabenstein.

Sage vom Gewittermüller zu Oderberg i. M. Sie handelt von einem^erbsenfahrenden Bauern aus Stolzenhagen, der einem Wirbel­wind dabei begegnet und aus Einfalt sein Messer in den Windkreisel hineinwirft mit der Spitze. Wie er nun sein Messer wieder auflaugen will, ist und bleibt es trotz eifrigen Suchens verschwunden. Als er kurze Zeit darauf Weizen nach der Oderberger Wassermühle am Berliner Tor.bringt, bemerkt er.mit Erstaunen, daß der sonst stattliche Müller stark hinkt, was er vordem nie getan hatte, und auch siech aussah, als hätte erSuchten gehabt. Wie er genauer zusieht, bemerkt ex auf dem Fensterbrett beim Müller sein verlorengegangenes Messer liegen und kann vor Schreck kein Wort darüber herausbringen. Der Müller gibt darauf ohne Zögern dem Bauern das Messer zurück mit der ein­dringlichen Warnung:

Ilüede dy myt nomoals int Been tue dry wen,

Dittmoal sallt by de ollen L öeke r blywen.

Byn K üselw ind lottt Metzer steäken,

Süß mutt ick dy den Ilalz awbreäken.

Der Bauer hat sich das gesagt sein lassen und daraufhin nie wieder dem allmächtigen, hälsebrechenden Gewittermüller vorgegriffen, denn Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich sicher.

Eine denkwürdige Luther-Inschrift auf Burg Rabenstein.

Von Lic. theol. Dr. phil. Julius Boehmer.

Genau drei Meilen nördlich von Wittenberg, der Geburtsstätte der Reformation, da, wo die preußischen Provinzen Brandenburg und Sachsen sowie das Herzogtum Anhalt Zusammenstößen, steht eine Burg, die spätestens im 12. Jahrhundert erbaut wurde, an einem in natur- schönheitlicher Hinsicht sehenswertesten Punkt der näheren und weiteren Umgebung Wittenbergs, der Rabenstein (ursprünglich Ravenstein) genannt. Inmitten des Fläming, auf einer das Tal um reichlich 20 m überragenden Kuppe, die unmittelbar in das Tal der in geringer Ent­fernung entspringenden Plane (Nebenfluß der Havel) hineinragt, steht das alte Schloß, das einst bis zur Zeit der Reformation hin die Gerichts­barkeit über 15 umliegende Dörfer hatte. In der etwa 8 m dicken Mauer des Turmes befindet sich ein Raum, der ursprünglich als Rüst-