Heft 
(1908) 17
Seite
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Der Rabenstein und seine Geschichte.

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liehen Zierden der Provinz Brandenburg. Rings um das Schloß herum sind tiefe Schluchten und freundliche Täler, hohe und niedrige Laub­und Nadelholzwaldungen, schroffe oder anmutig sich abdachende Berge. Lage und Aussehen des Schlosses künden jedem, daß es vor Zeiten eine für die Gegend bedeutungsvolle Aufgabe gehabt hat. Überall begegnet man in ihm Spuren der alten kriegerischen Zeit. Starke Bergmauern tragen die jetzigen, im Dienste einer neuen Zeit aufgerichteten Gebäude. Der Eingang in den Burghof führt durch ein tiefes Tor, dessen Pforte sich ehemals nicht öffnete, bevor die Zugbrücke herabgelassen war. Auf der rechten Seite des Tores erhebt sich der stolze Wartturm, der weit­hin die Gegend belierscht. Der Schloßhof, von fast ovaler Abrundung, ist zwar enge, aber für seine ehemaligen Bestimmungen geräumig genug, da sich auf ihm eine kleine kriegslustige Mannschaft tummeln konnte. In einer Mauernische zur linken Seite des Hofes zeigen zwei eiserne Geschosse, ein Mörser und eine Kanone, ihre Mündungen und erinnern durch ihre Gestalt an das 16 te Jahrhundert. D e Kapelle im ersten Stockwerk des Turmes verrät noch durch gewisse Haken in der Decke ihre frühere Bestimmung als Rüstkammer.

Muß schon die Geschichte dieser Burg fesseln, so findet mau andererseits auch reiche Befriedigung durch den Genuß, den ein Blick auf ihre nächste, umgemein schöne Umgebung bietet. Durch eine auf der linken Seite der dicken Mauer durchgebrochene Pforte tritt mau auf einen Balkon, von dem aus man den südlichen und westlichen Abhang des Schloßberges übersieht. Ein weniger durch Kunst, als von der Natur hübsch ausgestatteter Park mit vielen Gängen und buntem Gemisch der verschiedensten Gesträuche und Bäume erquickt das über­raschte Auge. Noch ist keiner von den vielen Besuchern des Schlosses zurückgekehrt, der nicht dem Gedanken Raum gegeben hätte, daß er etwas derartiges in dieser Gegend nicht gesucht hätte.

In Summa: Das Schloß ist es wert, daß man ihm ein schriftliches Denkmal setzt und seine reiche Vergangenheit mit der Gegenwart in Zusammenhang bringt.

Die geschichtlichen Anfänge des Rabensteins sind in der Mitte des 13ten Jahrhunderts zu suchen. Sichere und zusammenhängende Nach­richten über seine Entstehung und Geschichte in den folgenden zwei Jahrhunderten sind nicht vorhanden, da die darauf bezüglichen Urkunden in den vielen Kriegen, die das Schloß ausgestanden (besonders der dreißig­jährige Krieg und die französische Invasion 18061813), verloren ge­gangen sind. Man könnte wünschen, daß der alte Wartturm des Schlosses, der in stolzer Höhe über die ganze Umgegend hinauslugt, und alle Geschicke Rabensteins vom ersten Anfang an mit durchlebt hat, sein ernstes Schweigen bräche, um unserem Mangel abzuhelfen.