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Dr. Boehmer.
Die Quellen, aus denen die folgende Darstellung geschöpft ist, sind in der Hauptsache:
1. Chronik der Stadt Belzig 1740.
2. Geschichte der Stadt Belzig 1837.
3. Das Archiv des Rabensteins.
4. Die Akten der Pfarr-Registratur in Raben.
Der Name des Schlosses wird in den ältesten Urkunden Ravenstein geschrieben. Noch in der Yerkaufsurkunde vom Jahre 1625 kommt neben Rabenstein auch Ravenstein vor; später ist die Schreibart Rabenstein die allein gebräuchliche. Es wurde früher angenommen, daß der Name Ravenstein soviel als Grafenstein, also Feste, Bergfeste eines Grafen bedeutet (vgl. Königstein, Giebichenstein). Diese Annahme hängt an der Überlieferung, daß der Burggraf Bederich, der um das Jahr 1250 starb, den Rabenstein gegründet und damit zugleich den Grund zu dem späteren Schloßamt Rabenstein gelegt hätte. In den Urkunden des Stiftsprengels Brandenburg, zu dem die Gegend kirchlich gehörte, wird zwischen 1160 und 1200 der Rabenstein nicht erwähnt. Zum ersten Male steht er in einer Dahnsdorfer Urkunde aus dem Jahre 1277. Die Erbauung der Burg fiele danach in die Zeit, wo das Wendentum in der Umgegend seinem Erlöschen entgegenging, deutsche Kultur die Oberhand gewann und das frühere Burgwartturmswesen, das seiner Bestimmung nicht mehr entsprechen konnte, aufhörte.
Doch, wie dem sei: der Name Rabenstein hat schon vielen Forschern Not gemacht. Die sich mit ihm beschäftigten, zuletzt Mühlmann (jetzt Schul- und Regierungsrat in Merseburg, Sohn des weil. Superintendenten Mühlmann in Belzig), haben alle darauf verzichtet, hier Klarheit schaffen zu können. Man stand und steht nämlich vor dem Doppelrätsel, daß der Rabenstein (ein deutscher Name nach dem Augenschein) inmitten lauter wendisch benannter Dörfer liegt, und daß Raben als Ortsname in irgend welcher Weise mit dem Rabenstein Zusammenhängen muß. Aber in welcher?
Ich glaube, des Rätsels Lösung, nachdem es mich seit langen Jahren beschäftigt hat, geben zu können. Raben ist ein wendischer Name, so gut wie die Dörfer ringsherum.wendische Namen tragen. Heißt Klepzig „Brötchen“, Lotzschke „Yogelfalle“, Mützdorf „Mausdorf“, wird Rädigke nach dem wendischen Kriegsgott, Marzahns nach einer Göttin genannt, so bedeutet Raben „der leibeigene“ Flecken. „Leibeigen“, also zu Dienst und Fron verpflichtet war Raben nämlich von Haus aus d. h. mindestens vor 12C0 der Burg und den Burgherren von Rädigke. Denn in Rädigke bestand im frühesten Mittelalter, ebenso wie in Belzig, Niemegk und Wiesenburg, eine Burg, der die Bewohner der umwohnenden Dörfer untertan waren. Um das Jahr 1200 ist die Burg Rädigke unter-