Heft 
(1908) 17
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Der Eabenstein und seine Geschichte.

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daß laut Verkaufs-Urkunde das Gut vollständig servitutenfrei übergeben worden sei.

Nach dem Tode von Dr. E. Unruh, der keine Kinder hinterließ, ging das Schloß Rabenstein mit allem Besitz im Jahre 1628 in den Besitz seiner Witwe Caecilie geb. Leyserin über. Sie erwarb von Bene- dictus Straß, sächsischem Amtsschosser zu Wittenberg, für 600 Gulden die zwischen Klepzig und Gr. Mahrzehns gelegene Wendemark, ein Lehngut des Propstes und ersten Pfarrers zu Coswig, das vor Zeiten letzterem auf Anordnung des Fürsten Wolf zu Anhalt vom Stifte zugelegt worden war, und dem der jeweilige Besitzer von Wendemark einmal für den Lehnbrief 2 Species-Dukaten und 1 Dukaten Schreibegebühr, sodann alljährlich zu Michaelis 8 Groschen zu geben hatte. Diese Last ist erst 1841 durch Auszahlung eines Kapitals von 35 Thaler 13 Groschen 4£ Pfennigen aufgehoben worden.

Während der Zeit, wo der Rabenstein im Besitz von Dr. Unruh und dessen Witwe war, wütete der dreißigjährige Krieg. Die Schweden nahmen das Schloß Rabenstein in Besitz und warfen eine Schanze auf, welche noch heute Schwedenschanze heißt. Sie ist auf dem nordöst­lichen Abhange des Schloßberges gelegen. Was Schloß Rabenstein damals ausgestanden hat, das läßt sich aus dem Schicksal ersehen, das seine Amtsdörfer erlitten. In Garrey war kein Mensch am Leben geblieben, seine Häuser waren zur Hälfte verbrannt, zur Hälfte in Trümmer gefallen. In Groß-Mahrzehns blieb nur ein Mensch übrig, der sich in Wittenberg aufhielt: es war vollständig niedergebrannt. In Hohenwerbig fanden sich nur zwei Männer wieder eiu, die sich in Niemegk im Tagelohn ihr Brot verdient hatten. In Haseloff war die Hälfte der Häuser verbrannt und nur fünf Einwohner am Leben geblieben. Klein-Marzehns hatte dasselbe Schicksal wie Groß-Marzelins. Der einzige Überlebende, der Schulze, hatte inzwischen in anderen Orten um Tag'e- lohn gearbeitet. Klepzig lag ganz wüst, nur der Förster Leonhard Letz blieb am Leben. Lobbese wurde von den Schweden 1636 niedergebrannt. Dies Jahr war überhaupt für die Gegend das böseste, weil auch die Pest wütete und Hungersnot zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln trieb. Lotzschke war zerstört; es fanden sich nach dem Kriege zwei Menschen wieder ein, die im benachbarten Anhalt sich aufgehalten hatten. In Miitzdorf war es ebenso wie in Lotzschke. Neuendorf war vollständig zer­stört; Pflüghoff lag 12 Jahre wüste. Hinter diesem Dorfe auf dem Wege nach der Brietzener Haide wurde 1644 ein Treffen zwischen den Schweden und den Kaiserlichen geliefert: noch 1730 grub man hier Spieße, Helme, Degen und andere Waffen als Überreste des blutigen Kampfes aus. Raben war verwüstet und kein Einwohner mehr am Leben. Raedigke teilte das Los Rabens. Zeuden war zur Hälfte abgebrannt, seine übrigen Güter eingezogen. Zixdorf, gänzlich verwüstet, war ohne Einwohner.