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Dr. Boelimer.
Der erste Pächter Rabensteins, nachdem die Burg in den Besitz des anhaitischen Herzogsliauses übergegangen war, wurde der Amtmann Zimmermann, der Urgroßvater des späteren Amtsrats Witte, von 1804—1814. Dann übernahm der Amtmann Zescli die Pachtung. Ihm folgte 1832 Rittmeister von Schönebeck und nach dessen Tode seine Gemahlin geb. Schierstedt. Als die revolutionären Unruhen auch die Landbevölkerung aufsässig und widerspenstig gegen die Herrschaft machten, übergab diese Dame die Pachtung mit Genehmigung des damaligen Herzogs Leopold Friedrich zu Anhalt an den Amtmann Wilhelm Witte am 15. Dezember 1848.
Auf dem Rabenstein befand sich ein 157 Fuß tiefer Brunnen, an der Nordseite des Schloßberges, etwa 15 Fuß tiefer als der Schloßhof gelegen. Er gab ausgezeichnetes, reines, klares Wasser von köstlichem Geschmack. Eimer von 40 Quart Inhalt, die an großen Ketten hingen, beförderten das Wasser mittels einer starken Holzwelle, welche gedreht wurde, herauf. Im Jahre 1850 ließ der Herzog eine Pumpe mit eisernem Gestänge setzen. Der Brunnen versiegte aber in dem Maße, als der Wasserspiegel der bei Raben entspringenden Plane wegen der sich immer mehr ausbreitenden Entholzung sich senkte. Der Wassermangel auf dem Rabenstein war manchmal so groß, daß halbe Tage lang kein Tropfen Wasser im Brunnen war, bis es sich allmählich wieder sammelte. Aus diesem Grunde wurde 1863 die Wassei'leitung angelegt, welche durch die in der Brennerei aufgestellte Dampfmaschine von etwa acht Pferdekräften aus dem bei der Brennerei und in der Nähe der Planequellen gelegenen Brunnen das Wasser in 1100 Meter langen eisernen Röhren, den Schloßberg hinan, in ein eisernes Reservoir leitet, welches sich in einem freundlich gelegenen Bassinhause vor dem Schloßhofe, am Anfänge des großen Gartens, beschattet von den erwähnten 300jährigen Linden, befindet. Die Anlage der Wasserleitung hat 7000 Thlr. gekostet.
In früheren Zeiten hat sich das Dach des alten, ganz von Feldsteinen aufgeführten Wartturmes, dessen Mauern eine Stärke von drei Metern haben, nach der Mitte zu in eine mäßige Spitze erhoben. Doch ist die Spitze, nachdem sie baufällig geworden, abgetragen und das dadurch entstandene Plateau mit Zinkplatten belegt, der äußere Rand von Sandsteinen mit durchbrochener Brüstung umgeben worden.
Amtmann Witte erwarb sich durch seine christliche Gesinnung wie auch durch seine patriotische Ergebenheit gegen das preußische Königshaus und das Anhaitische Fürstenhaus solches Ansehen, daß ihm die besondere Auszeichnung zuteil wurde, daß er im Juni 1849 den Herzog Leopold Friedrich nebst seinem Bruder Prinz Friedrich bei sich sehen durfte. Beide kamen, um die alte Burg, ihren Besitz, in Augenschein zu nehmen. Dem Herzog gefiel es so gut, daß er mit seiner Gemahlin Friederike geb. Prinzessin von Preußen und seinen beiden Töchtern,