Issue 
(1908) 17
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Dr. jur. Fritz Paech.

anlagen schwang und mit Verteidigungswerken versehen war, von denen heute noch ein fest gefügter dicker viereckiger Turm, das Kuhbier, steht.

Über das Leben im Konvent und dessen Mitglieder fließen die Quellen, wenigstens bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts ebenfalls recht spärlich, was um so bedauernswerter ist als wir weder ein Klostermortuarium noch die in älteren Schriftstellern erwähnte Lehniner Ordenschronik besitzen. Die Anzahl der Brüder wird im allgemeinen über 60 betragen haben, die Mindestzahl, die nach der Ordensregel erreicht sein mußte, damit Tochterklöster errichtet werden konnten, deren Lehnin im 13. Jahrhundert bereits 3 zu gründen in der Lage war. (Paradies 1231, Mariensee 1260, Chorin 1272.) Die Ober­leitung des Klosters lag in den Händen des Abtes, welcher von den Mönchen aus ihrer Mitte unter Ausschluß irgend welcher Beteiligung Dritter frei gewählt wurde und deren wir im ganzen 28 zählen. Unter ihnen und zu ihrer Unterstützung namentlich in den vielfachen welt­lichen Geschäften fungierten der Prior, Subpxior, Cellerarius und Bursarius, welch letzterem die nicht einfache Aufgabe der Vermögens­und Kassenverwaltung des Klosters oblag. Die Klosterbrüderschaft selbst scheint sich vornehmlich aus dem Bürger- und Bauernstände zusammengesetzt und ergänzt zu haben, wenigstens ist uns kein einziger Angehöriger eines der märkischen Adelsgeschlechter urkundlich als Konventsmitglied nachgewiesen, mit Ausnahme des Markgrafen Ottoko, des 9. Markgrafen in der Ottonischen Linie, der nach einem glanzvollen und tatenreichen, aber kurzen Leben, gebrochen durch den Tod seiner Gemahlin, einer der lieblichen Töchter Kaiser Rudolfs von Plabsburg, am 6. Juli 1303 als Akoluth im Kloster verstarb. Sein Grabstein, eine Perle mittelalterlich - märkischer Skulptur befindet sich noch heutigen Tages in der Klosterkirche.

Um dieselbe Zeit wies der Konvent eine Persönlichkeit als Mitglied auf, die unser größtes Interesse beansprucht. Es ist dies der Mönch Dietrich von Portitz, bekannter unter dem Namen Dietrich Kagelwit, ein dem Stendaler Geschlecht der Bismarcks und somit den Altvorderen unseres ersten Kanzlers naher Verwandter. Ein Mann von ungewöhn­licher staatsmännischer Begabung, aber auch dem rauhen Handwerk des Kriegers nicht fremd und abhold, lenkte er bald die Aufmerksamkeit Kaiser Karls IV. auf sich, dessen Vertrauter und Berater er schließlich wurde. Sein Ansehen im Lande war gewaltig und mehr als einmal griff er bestimmend in die Geschicke der Mark Brandenburg ein. Er verstarb als Erzbischof von Magdeburg, eine Würde, zu der ihm die Gunst des Kaisers in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste verholfen hatte und die kein Lehniner Mönch jemals wieder bekleiden sollte. Außer ihm hat es überhaupt nicht einer der Lehniner Brüder zu einer hervorragenden äusseren Stellung im geistlichen oder weltlichen Leben