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Dr. jur, Fritz Paech.
Pritzwalk (1335 — 1342), der selbst die Seele dieses Unwesens war. Rivalisierende Parteien bildeten sich im Scboße des Konvents; innerhalb und außerhalb der Klostermanern kam es zu Händeln und Tätlichkeiten, die auf weitere Kreise übersprangen, in deren Verlauf es zu einem Mord kam, und von denen die Kunde schließlich sogar bis zum Stuhle des heiligen Vaters drang, der über die Schuldigen zu Gericht saß. Auch sträflicher Umgang der Mönche mit Frauen mag während dieser Periode des Haderns und Streitens vorgekonimen sein, und Anlaß zur Enstehung der Sage von der weißen Frau in Lehnin gegeben haben, die mau bis zum Jahre 1815 in den Klosterräumen bald allein, bald am Arme eines Mönchs hat wandeln sehen wollen.
Sie war, so heißt es, ein benachbartes Edelfräulein, und liebte einen Mönch und fand deswegen keine Ruhe im Grabe, sondern mußte umgehen bis ihre Erlösungsstunde geschlagen.
Beklagenswerte Zustände waren es; aber wir werden kaum fehlgehen, wenn wir sie zu einem guten Teile in das Schuldbuch der damaligen Zeitläufte eintragen, jener Epoche der Irrungen und Wirrungen, welche die Mark unter der luxemburgischen und bayrischen Oberherrschaft durcbzumachen hatte. Erst mit dem Burggrafen von Nürnberg hielt die Ordnung der Dinge wieder ihren Einzug im Lande, in der Mark sowohl wie in dem Kloster. Mit eiserner Faust zwang der erste Zoller auf märkischer Erde die Schar der Raubritter nieder, die von Rochows und von Quitzows, die auf die Klostergüter und -pfründe längst schon begehrliche Blicke geworfen hatten und unter deren Anfeindungen und Nachstellungen die Lehniner schwer zu leiden hatten. Über alle Klippen und Fährlichkeiten dieses schwierigen Fahrwassers half ihnen aber der damalige Abt Heinrich Stich (1400—1432), ein Mann, „listig und behende“, wie ihn die Magdeburger Scliöffenclironik nennt, mit geschickter und glücklicher Hand hinweg. Schnell und richtig hatte sein staatsmännisch geschultes Auge erkannt, daß Rettung für das gequälte Land nur von den Hohenzollern zu erwarten sei, und so finden wir denn die waffenfähigen Bewohner der Klosterdörfer Schulter an Schulter mit den Mannen Friedrichs die alte Nutheburg Beuthen belagernd, in welcher Hans von Quitzows Hauptmann, Götze Predöhl, saß.
Die guten Beziehungen zwischen dem neuen Landesherrn und den Lehniner Prälaten gestalteten sich in Zukunft noch enger: häufig hatten diese Gelegenheit, ihren weltlichen Herren und Beschützern ihre Ergebenheit in Wort und Tat zu bezeugen, und diesen Diensten blieb auch keineswegs die Anerkennung versagt. Das Kloster wurde nicht nur in allen seinen Privilegien und Gerechtsamen bestätigt, es erhielten vielmehr auch die Lehniner Äbte seit 1440 den Titel eines kurfürstlichen Rats und schließlich, 10 Jahre später auf die mächtige Verwendung des Kurfürsten hin Rang, Ornat und Insignien eines Bischofs.