Lehnin, ein Gedenkblatt zum 24. Juni 1907.
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Lauben und Ruhebänken, alles in allem das Urbild eines märkischen Städtchens, das weniger durch künstlerische Reize anzieht als durch Behaglichkeit und Sauberkeit und das auch in dem flüchtigen Besucher sofort den Eindruck von dem Wohlsein fleißiger und arbeitsfreudiger Kleinbürger hervorruft.
Mittelpunkt und Hauptzierde des Ganzen bildet aber die alte ehrwürdige Klosterkirche aus rotem Backstein, mit dem langgestreckten Dach und hohen Fenstern, in die Kastanien und Flieder neugierig hineinschauen. Wie eine rote Insel aus smaragdnem Meer, so steigen
Blick über den Klostersee.
ihre Mauern aus dem Gerank und Gezweige verträumter Bäume und Sträucher empor als ein Wahrzeichen der die Jahrhunderte überdauernden siegreichen Kraft 'des Christentums. Und um sie herum im herrlichen Kranze, umwoben und umsponnen von leuchtenden Büschen und Hecken, durchschnitten von den gradlinigen Reihen uralter Baumriesen, die ehemaligen Klosterbauwerke und k -anlagen in neuem Glanze erstrahlend, heut meist dem Amte Lehnin zugeschlagen und als Wirtschaftsgebäude verwandt.
Der Wanderer aber, der vom hohen Klostersee dieses herrliche Bild in sich aufnimmt, blickt ^voller Dankbarkeit in die Vergangenheit zurück, und a wenn die lauen Abendwinde die sanften Töne des Betglöckchens an sein Ohr tragen, dann segnet er in der Stille des Herzens die braven Mönche und das Werk ihrer Hände.