Fragekasten.
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Bauwicli ist die jetzige amtliche Orthographie, das „i“ muh aberlang gesprochen werden, mithin wäre es richtiger Bauwiech zu schreiben. Anderwärts sagt und schreibt man auch Bauwiek. Offensichtlich hängt der Ausdruck auch zusammen mit dem Wort Weich in Weichbild, desgleichen auch mit Inwiek (kleine Meeresbucht), ferner mit dem bekannten weit verstreuten Ortsnamen Wiek, Wijk, Wyk u. dgl. zusammen, die sich von Schottland und Norwegen im Norden und vom flämisch-französischen Sprachgebiet von Dünkirchen bis Ingermannland, also über ein ungemein großes Gebiet mit ganz oder doch sporadisch germanischer Bevölkerung nachweisen lassen, während die Ausdehnung nach Süden nicht über Mitteldeutschland zu reichen scheint, um im italienischen Sprachgebiet mit vico, vicolo wieder aufzuleben, worunter man (z. B. in Rom) kleine für sich abgeschlossene Straßen (Sackgassen) u. dgl. versteht.
In architektonischer Beziehung ist auch auf die Weichhäuser oder Wiekhäuse r aufmerksam zu machen, die halboffenen Stadtmauertürme, die von dem eigentlichen Zuge der Mauer durch Vorspringen „ausweichen“ ohne eigentliche geschlossene Türme zu sein. Beispiele in Bernau, Angermünde, Prenzlau, Königsberg N. M., Eberswalde u. s. f. Auch wenn Straßen vom Ufer bedeutend zurückspringen oder früher zurücksprangen führen sie mitunter den Namen Wiek , daher die beiden bekannten Straßen am linken Oderufer in StettinTüEcr-Wiek und Unter-Wiek.
Zu den Bauwiechen können auch die aus dem Mittelalter in vielen Städten z. B. Berlin herrührenden Feuergänge gerechnet werden d. h. die Lücken zwischen zwei Häusern, die bestimmt sind dem Überspringen des Feuers von einem llaus zum andern vorzubeugen, was namentlich bei Holz- oder Fach werkbauten leicht möglich ist und auch um mit Schläuchen zwecks Löschung des Brandes besser hantieren zu können. E. Friedei.
Dr. M. N. War Sibirien vergletschert? Allem Anschein nach in der großen Hauptsache nicht. M. Keller „Über die Eiszeiten und ihre Ursachen“ (Prometheus 1904, S. 753 flg.) spricht sich folgendermaßen ans.
S. 157: Sehr merkwürdig ist, daß in Nordsibirien, welches Land sich heute durch furchtbare Kälte auszeichnet, sich fast keine Spur einer ehe- mahligen ausgedehnten Vergletscherung vorlindet. Die Ostgrenze des russischen Glazialgebiets verläuft vielmehr von der Wolga nach N. zum Eismeer. Von hier nach 0. fehlen durch ganz Sibirien und auch in Alaska irgend welche erheblichen Spuren von ehemaligem Inlandseise.
K. sieht als Hauptsache der Eiszeit Meeresströmungen an. Sibirien sei in cler Eiszeit vom Meer bedeckt gewesen, also eine sehr breite Verbindung vorhanden gewesen zwischen Nördlichem Eismeer und Stillem Ozean. Dabei sei zu beachten, daß Ost-Sibirien ein regenarmes Land ist und keine namhaften Gebirge besitzt. Da in der Tertiärzeit sehr lebhafte Erdkrustenbewegungen stattfanden, Hebungen und Senkungen bis in das Diluvium fortdauernd und darnach auch die Meeresströmungen bald hier, bald da einsetzten, so lassen sich daraus die Schwankungen der Vergletscherung und der Rückzug derselben erklären. Die Niederschläge waren in der Eiszeit sehr bedeutend und mitentscheidend, indem sie einen zweiten Transport