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Fragekasten.
der Kälte aus dem Norden nach wärmeren Ländern bewerkstelligten. — Dem füge ich folgendes hinzu:
Außer den Meeresströmungen sind auch wohl die skandinavischen und iinnischen Gebirge es gewesen, welche warme Regenwinde von Sibirien abhielten. Ohne bedeutende atmosphärische Niederschläge ist eine Gletscherbildung von vornherein ausgeschlossen. Bei der warmen trockenen Kälte ist der Erdboden Sibiriens bis auf große Tiefen felshart gefroren und nur oberflächlich während der relativ milderen Temperaturen im Laufe vieler Jahrtausende wieder etwas aufgetaut. Bei Tiefgrabungen stößt man aber noch heute auf das Grundeis in Gestalt gefrorenen Bodens. E. Fr.
N. K. Der Name Philister. Soviel bekannt, ist diese studentische Bezeichnung der Bürger im Jahre 1624 in Jena aufgekommen. Das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor, das Johannistor, hat für Verteidigungszwecke eine Plattform und diese an den vier Ecken ebenso viele Wasserspeier in Gestalt von Affen. 1624 soll ein angeheiterter Student deshalb den auf der Plattform stehenden Wächter „Affenwächter“ genannt haben. Darüber entstand schließlich eine Rauferei, wobei ein Student getötet wurde. Bei der Beerdigung desselben hielt der Generalsuperintendent Götze die Leiehenpredigt Uber Richter XVI, V. 20 „Philister über dir, Simson!“ Hiervon sollen die Studenten das Wort Philister als verächtliche Bezeichnung der Bürger angenommen haben. E. Fr.
S. S. Die Herrschaft Loebichau in Sachsen-Altenburg ist mit ihren beiden Schlössern i. J. 1907 der Deutschen Adelsgenossenschaft überwiesen worden, um daselbst ein evangelisches, adliges Damenstift mit Haushaltungsund Krankenpflege-Schule zu errichten. Da der künstlerisch luxuriöse Inhalt der Schlösser diesen Zwecken nicht dienen konnte, so ist er, soweit die Besitzer ihn nicht behielten, vom 22. Oktober 1907 in Rudolf Lepke’s Kunst- und Auktionshaus zu Berlin versteigert worden. Die Gegenstände stammen von etwa 1790 bis 1820. Loebichau war 1796 von der Gemahlin*) des letzten Herzogs von Kurland aus dem Hause Biron gekauft worden. Ihre Schwester Elisa von der Recke brachte manchen Sommer in Loebichau zu. Der Dichter bekannter Burschenlieder August v. Binzer führte Emilie von Gerschau aus Loebichau als Gattin heim, die Pflegetochter der Herzogin Wilhelmine vonSagan, der ältesten Tochter der Herzogin Dorothea. Emilie von Binzer verdanken wir eine liebenswürdige Schilderung des Loebichauer Lebens bis zum Tode der Herzogin Dorothea (1821) in dem Buche „Drei Sommer in Loebichau“ (Stuttgart, W. Spemann 1877). Anziehend schildert auch Dr. Gustav Parthey den interessanten und anregenden, schöngeistigen Verkehr in Loebichau in derselben Periode. E Friedei.
Fr. K. Spinnen und Weben. Das von Ihnen gemeinte Vers-Rätsel rührt von Eduard Möricke her, ist enthalten in seiner „Historie von der schönen Lau“ und lautet wörtlich:
•) Herzogin Dorothea von Kurland geb. Reichsgräfin von Medern.
**} Der Enkel Friedrich Nicolai’s in seinen von mir heransgegebenen „Jugend- erinnerungen- 1 Teil I, S. 289 ; Teil II, S. 382 flg. (Berlin 1907, Verlag von Ernst Frensdorff .