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Fragekasten.
dienstlicher Feierlichkeit seitens der berufenen Geistlichkeit damit verbunden wurde. Früher hatte man Wotan, Donar und Saxnot dabei angerufen, später traten Gott und die „lieben Heiligen“ an die Stelle. E. Fr.
F. G. Im Freien wachsende Feigenbäume gibt es in Norddeutsehland, speziell in der Provinz Brandenburg mehrfach. So hatten die Gärtner in Alt-Geltow bei Potsdam häufig im Freien wurzelnde und wachsende Feigenbäume, welche auch gute Erträge lieferten. Ob dergleichen dort noch existieren, vermag ich nicht zu sagen. Im Garten des Viktoria-IIotels in dem rügenschen Seebad Crampas-Saßnitz, gerade oberhalb des Hafens von Saßnitz kenne ich seit vielen Jahren ein ziemlich großes Gebüsch sehr schön gedeihender Feigenbäume. Die Kälte unseres Klimas schadet den Feigenbäumen, wenn sie nicht eine besonders ungünstige Lage haben, durchaus nichts. Viel gefährlichere Feinde sind während des Winters die Mäuse, welche der süßlichen Kinde des Feigenbaums mit Vorliebe nachstellen. In Alt-Geltow umwickelte man deshalb die oberen Wurzeln und^^en Stamm mit Flachs-Schäben, d. h. den bei der Fiachsbereitung übrig bleibenden rauhen Massen, deren Geruch den Mäusen arg zuwider ist.
Nachträglich bemerke ich, daß ich den Herrn Gasthofsbesitzer August Funk gehörigen Feigenbaum — richtiger ein Feigengebüsch (ficetum) — zu ( rampas im Juni 1007 stark durch den unnatürlich langen Frost im Frühjahr beschädigt fand. Der Feigenbaum stand dort 15 Jahre unbeschädigt. Mitte August 1907 gewahrte ich übrigens zu meiner Freude, daß der interessante Baum inzwischen durch kräftigen Wiederausschlag die Frostschäden fast ganz überwunden hat. E. Friedei.
N. N. Mum mens techer nannte man ehemals die Leute, deren Aufgabe es war, die Fahrtrinne eines Flusses durch lange Stangen, „Mummen “, für die Schiffer und Flößer kenntlich zu machen. Dies war namentlich dann nötig, wenn der Wasserstand ein niedriger war. War an der Spitze der Mumme ein Keisigzweig oder ein anderes Merkmal befestigt, so gab sic gewöhnlich die Richtung der Fahrt an; in diesem Falle durfte man gerade darauf zufähren. Eine „bloße“ Stange ohne Abzeichen nannte man dagegen einen „ Bloß er“, sie diente gewöhnlich zur Bezeichnung einer Untiefe, vor der gewarnt werden sollte. Das Mu mmen stechen war namentlich im Gebiet des Mittel- und Unterlaufes der Havel üblich. Der Mummenstecher forderte für seine Mühewaltung von den vorüberfahrenden Schiffern und Flößern einen kleinen Zoll ein, der meistens in barer Münze erlegt wurde, zuweilen aber auch in Naturalien bestand. Der Mummenstecher mußte natürlich mit seinem Kahn den ganzen Tag über auf dem Wasser liegen und darauf achten, daß ihm niemand entschlüpfte. Ein solcher Mummenstecher wohnte z. B. früher in Pichelsdorf bei Spandau; man nannte ihn den Mummen- Müller. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts (etwa 1860) ließ die Rentabilität seines Unternehmens nach, weil sich viele Schiffer weigerten, den Zoll zu erlegen, und der Mummen-Müller gab die Sache auf. Zwischen Spandau und Potsdam war hauptsächlich die Bezeichnung „ Mumm e“ bekannt.
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