Beiträge zum Berliner Schulwesen.
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Die Hoffnung erfüllte siel) nicht. Diese unglücklichen Schulzustäncle blieben 65 Jahre bestehen, ohne (laß irgend eine Abänderung erfolgte. Nach dem Tode des Rektors 1728 wurde der Organist Walther und nach seinem Abgang 1747, er wurde Ratmann in Berlin, der Kantor Leiter der Garnisonschule. Die Schule besuchten nicht nur Soldaten-, sondern auch Bürgerkinder. Das Schulgeld betrug monatlich 2 gGr.; letztere entrichteten außeidem einen bestimmten Beitrag zur Heizung und den Lehrern das Eiuschreibegeld bei der Aufnahme, den Marktgroschen und das Neujahrsgeld. Die Lehrer erhielten das Recht des Freibrauens und empfingen Holz und im Fall der Krankheit unentgeltlich Arznei aus der Hofapotheke. Dem Kantor und Organisteu erwuchsen gute Einnahmen durch das Schreiben der Geburtsbriefe, und der Küster durfte im Bereich der Garnisongemeinde die Hochzeitsbüchse senden, mußte aber einen Teil an die Armenbüchse abliefern.
Nur eine Nachricht ist aus dieser Zeit erhalten geblieben. Am Geburtstage des großen Königs, am 24. Januar 1758, veranstaltete der Leiter der Garnisonschule, der Kantor Pohle, einen Schulaktus, zu welchem schriftliche Einladungen ergingen. Er versprach, „daß nach gehaltenem Schulexamen, welches zween Schüler auf eine philosophische Art in Frage und Antwort vollführen werden, eine philosophische Schlußrede folgen sollte.“ Die Feier verlief in der angekündigten Weise. Die Kinder sagten patriotische Gedichte auf und hielten Wechselgespräche. Der rührige Kantor, der bald ein Opfer seines Berufes wurde, schloß die Feier mit einer philosophischen Rede. —
Zu neuem Leben erwachte die Berliner Garnisonschule im Jahre 1784. Der General von Möllendorff' war 1782 Gouverneur von Berlin geworden. Ihm war der schlechte Zustand der Schule nicht entgangen. Er beschloß ihre zeitgemäße Umgestaltung und Verbesserung. Die ungenügenden Räumlichkeiten wurden durch Aus- und Aufbau verbessert und ver- größei't. Zum Rektor der Schule berief Möllendorff den Kandidaten der Theologie Wippel und sandte ihn, wie auch den Inspektor der Schule, den Feldprediger Pappelbaum, nach Reckahn und zur Garnisonschule in Potsdam, die im Jahre 1781 durch den General von Rohdich und den Feldpropst Kletschke im Geiste der Rochowschen Pädagogik reorganisiert worden war. Aus der bisherigen einklassigen (dreistufigen) Schule wurde eine fünfklassige höhere Bürgerschule, und zwar wurden die Knaben in drei und die Mädchen in zwei aufsteigenden Klassen gesondert unterrichtet. Zu dem bisherigen Lehrpersonal traten der Rektor und ein Kollaborator hinzu. Am 12. Juni 1785 bestätigte das Gouvernement die Gesetze, 1 ) welche zur Verbesserung der Berlinischen Garnisonschule von der angesetzten Garnisonschulkommission gemein-
*) Urkunde 1.