Beiträge zum Berliner Schulwesen,
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zeit bekannt gemacht werden 1 Std., Schönschreiben 1 Std. = 16 Std.
Die zweite und erste Knaben- und die erste Mädchenklasse erhielten
wöchentlich 2 Std. Gesang, in dem auf gutes, melodisches Singen
Gewicht gelegt wurde.
Auffällig ist die geringe Stundenzahl in den einzelnen Klassen. Dies geschah, um auf der Unterstufe Uberbürdung zu vermeiden und auf der Oberstufe, insbesondere bei den Mädchen, um Zeit zum Miterwerb und zur Verrichtung von häuslichen Arbeiten zu lassen. Charakteristisch ist, daß Stunden „zur Verbesserung des Herzens und zur freundschaftlichen Unterhaltung darüber“ und „zur Mitteilung von Lebensgeschichten guter Männer“ in der ersten Knabenklasse angesetzt waren. Was der Rektor darunter verstand, sagt er in einem späteren Schulprogramm: „Lebensgeschichte guter Menschen!“ „Dieser Unterricht bestand niemals blos in Schilderung von Charakteren, sondern in der Würdigung der Handlungen. Wir machen alles nach dem Maßstabe der Herzensgüte und Nutzbarkeit für die Welt und zeigen immer auf die Quellen der Handlungen zurück.“ In der Stunde, die für die „HerzensVerbesserung“ augesetzt war, wurden meist moralische Erzählungen geboten, „um an dem Zustand der Personen eigene Herzensverbesserung vorzunehmen.“ Was Wippel erstrebte, ist Charakterbildung, Menschenbildung und Patriotismus. Später führte er einen neuen Unterrichtsgegenstand „Handwerkslehre“ ein, „um die Knaben geschickt zu machen, mit dem Handwerkszeug umzugehen.“
Wippel war unermüdlich tätig, die Leistungen der Schule zu erhöhen. Er führte, um jeden Lehrer an seinen richtigen Platz zu stellen, eine Art Fachsystem ein und übertrug dein Kantor den Lese-, dem Organisten den Schreib- und dem Küster den Buchstabier-Unterricht; zur zweckmäßigen Gestaltung des Leseunterrichts gab er eine Fibel heraus, die in der Allgem. Deutschen Bibliothek, Bd. 81, 2. Stck., S. 689 günstig rezensiert wurde und 1787 unter dem Titel „Neue Fibel mit neuen Figuren. Mit Königlich Preußischem Privilegio, Berlin, 1787 2 Bg. u. 4 Seiten,“ eine neue Auflage erlebte und in verschiedenen Regimentsschulen gebraucht wurde. Durch öffentliche Prüfungen und durch Herausgabe jährlicher Schulprogrannne, in denen er die „Hochverordnete Garnison-Kirchen- und Schul - Kommission und alle Freunde und Beförderer der Schule ehrerbietigst einladet“, suchte er das Interesse und die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen und wachzuhalten. Sie sind durch die in ihr enthaltenenen Notizen und Nachrichten über die Garnisonschule aus früherer Zeit von historisch-pädagogischem Werte. In dem Programm von 1786 gibt er den Lehrplan der Schule und das Maß und die Verteilung der Unterrichtsstoffe; in dem des folgenden Jahres bietet er den Lesern in kurzen Zügen die Geschichte der Schule. Insbesondere zeugen die Einladungsschriften von dem Ernst und Eifer,