Heft 
(1908) 17
Seite
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Friedrich Wienecke.

mit dem er seine Lehrtätigkeit ausübte. Auch seine wissenschaftliche Tüchtigkeit und pädagogische Gewandtheit waren hervorragend. Möllen­dorff bestimmte ihn im voraus zum Nachfolger Ramlers, zum Professor der schönen Künste am Kadettenhause zu Berlin. Seine Schüler und Schülerinnen hingen mit großer Liebe an ihm. Das Archiv der Gar­nisonkirche bewahrt noch heute zahlreiche Seidenbänder, in denen die Glückwünsche mit Goldbuchstaben eingewirkt sind, auf. Sie erfreuen noch heute das Auge des Beschauers. Leider läßt die Poesie oft viel zu wünschen übrig. So lautet der Glückwunsch der Mädchen zu seinem Geburtstage (3. September 1788):

Was Du den Frommen hier gethan, - Den Kleinsten auch von diesen:

Das sieht er, Dein Erlöser, an;

Als hättest dus ihm erwiesen!

Dies fühlt und wünscht am Geburtstage des Herrn Wippel, Rektor der Garnisonschule, die Schar seiner dankbaren Schülerinnen.

Die Widmung der Knaben zu seinem folgenden Geburtstage (blaue Schärpe mit silbernen Fransen) lautet:

Ein frohesVivat lasset laut erschallen!

Er lebe lange zur Wonne noch,

Zur Freud und Lust uns allen.

Er lebe dreimal hoch!

Eine gleiche Schärpe trägt den Wunsch:

Am Geburtstage des Herrn Rektors Wippel, den 3. September 1789:

Leb hundert Jahre ohne Plage;

Dann sanft sei Dein Tod!

Wie nach dem schönsten Maientage Das halb verblaßte Abendroth!

Gerade diese Art und Weise, verdienten Lehrern Aufmerksamkeiten bei besonderen Gelegenheiten zu erweisen, ist recht charakteristisch für jene Zeit. Dieserphilanthropische Zug hat sich übrigens bis in das neunzehnte Jahrhundert erhalten.

Seine pädagogische Tätigkeit wurde auch von Fachmännern an­erkannt. In der Rezension der Haude - Spenerschen Zeitung vom 28. Juni 1787, No. 76 über seine Einladungsschrift heißt es:

Schon bey der vorjährigen öffentlichen Prüfung hat der Herr Rektor von seiner Geschicklichkeit, deutlich gedachte Begriffe auch Kindern deutlich zu machen, die rühmlichsten Proben abgelegt. Von einem so geschickten und thätigen Manne läßt es sich voraussetzen, daß ihn der damalige verdiente Beyfall zu neuem Eifer in dem edelsten Geschäft aufgemuntert haben wird. Alle Kinderfreunde, welche morgen diese Prüfung mit ihrer Gegenwart beehren, können sich also gewiß eine der angenehmsten Stunden versprechen.