Beiträge zum Berliner Schulwesen.
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Was verheißen war, blieb nicht unerfüllt. Zwei Tage später, am 30. Juni 1787 berichtete dieselbe Zeitung in No. 78:
„Gestern war das zweyte öffentliche Examen der hiesigen Garnisonschule, wo die Kinder im Beysein vieler Stabsoffiziere, vieler Schulmänner, Geistliche und anderer Hörer in der Naturgeschichte, der christlichen Lehre, im Rechnen, im Schreiben und in der Geographie geprüft wurden. Auch vaterländische Geschichte und vaterländische Geographie wiederholte der würdige Herr Rektor Wippel mit den Kindern und ließ von einem Schüler die Karte von Pommern an die Tafel zeichnen, um darnach abzumessen, ob die Lage des Herzogthums sich dem Gedächtnis der Kinder eingeprägt habe. Nach dem Examen ward von den Schülern, welche Unterricht im Singen haben, eine geistliche Arie gesungen, so wie das Examen sich unter Pauken- und Trompetenklang mit dem Liede „Gelobet seist Du, Gott der Macht!“ anfing. Ganz zuletzt wurden die durch die Gnade Sr. Exzellenz des Herrn Gouverneurs von Möllendorff ausgesetzten Geschenke an Büchern verteilt, und jedermann verließ diese öffentliche Prüfung mit Beyfall gegen den verdienstvollen, fleißigen Herrn Rektor und voll Zufriedenheit über die passenden Antworten der Kinder, wodurch sie zeigten, daß nicht bloß ihr Gedächtniß, sondern auch noch mehr ihr Verstand beschäftigt worden sey.“
Trotz der eifrigsten Bemühungen gelang es Wippel nicht, die Schule zu der erhofften und erstrebten Höhe zu bringen. Die mit ihm wirkenden Lehrer, der Kantor Sitte und der Organist Schmalz, standen schon im vorgerückten Lebensalter und konnten und mochten sich mit den Neuerungen schwer befreunden. Es entstanden Streitigkeiten im Kollegium, zu denen der junge Rektor durch sein heftiges Wesen nicht selten Veranlassung gab. Am 19. Oktober 1785 wurden durch den Gouverneur die monatlichen Konferenzen eingeführt, die nicht allein zur Förderung des Unterrichts, sondern auch zur „Erhaltung und Befestigung der so nötigen kollegialischen Freundschaft“ dienen sollten. Auch mit den Inspektoren der Schule, dem Feldprediger Krause und dem Kadettenpfarrer Chemlin, stand Wippel auf keinem guten Fuß. Die Streitigkeiten spitzten sich bald so zu, daß er sich ihre Schulbesuche verbat und an das Gouvernement die Bitte richtete, ihn von ihrer Aufsicht zu befreien. Auch sie verklagten den Rektor und griffen seine Unterrichtsweise und die von ihm getroffenen Einrichtungen an. Der Gouverneur entschied am 24. Mai 1791: „Die innere Einrichtung der Schule sei dem Rektor überlassen worden, und die von diesem eingeführte Methode sei zweckmäßig und gut, wie die öffentlichen Prüfungen bewiesen hätten.“ Ein Haupthindernis für die gedeihliche Entwicklung der Schule war der unregelmäßige Schulbesuch, der nur zu oft durch die Armut der Eltern, die ihre Kinder zum Miterwerb zurückbehielten, veranlaßt wurde. In