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8. (6. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
verbreiten, daß auch das Tier in seinem Seelenleben zugänglich ist für Freucl und Leid. Sie verpflichten sich ferner, die Pflanzen in unseren Wäldern und Fluren [zu schützen und nicht teilzunehmen an dem sinnlosen Abreißen und Zerstören derselben. So wirken die Jugendbundgenossen mit bei dem Bestreben, die Naturdenkmäler zu erhalten. Wir verstehen darunter geologisch, geographisch, botanisch oder landschaftlich interessante Gebiete, die vor Zerstörung zu bewahren Pflicht aller Natur- und Geschichtsfreunde ist’und deren Erhaltung sich auch der Staat angelegen sein läßt.
Die Jugendgenossen helfen auch, dem Gedanken praktisch Ausdruck zu geben, daß die Pflege der Zimmerpflanzen eine edle, gemütanregende Beschäftigung ist und dazu beiträgt, das Heim freundlich zu gestalten und in den Pflanzen lebende Wesen zu erblicken, die in ihrem Entstehen, Wachsen und Vergehen nur eine andere Form des Lebens darstellen und deshalb für ihr Leben ebenso Nahrung und Förderung verlangen können, die wir allem Lebenden zustehen müssen. Die Kinder werden dadurch angeleitet, Achtung vor dem Lebendigen zu haben und allzeit zart und sinnig der Natur und den Mitmenschen zu begegnen; „denn wer den Tropfen Tau im Grase schont, wird Tränen nicht aus Menschenaugen pressen“. Der Verein bietet in diesen Bestrebungen dem älteren Verein „zu Förderung der Blumenpflege in unsern Schulen“ die Hand. Eine besondere Form der Pflanzenpflege hat der Verein F.-E. für die Jugendbundgenossen in der Begründung eines gemeinsamen Gartens geschaffen. Jedes Kind hat darin seinen eigenen Besitz, auf dem es nach Herzenslust graben, säen, pflanzen und gießen kann und so einen kleinen Ersatz findet für die Freuden, die das ländliche Leben der Jugend in so reichem Maße erschließt. Auch auf die patriotische Gesinnung unter den Jugendbundgenossen legt der Verein F.-E. Wert. Aus diesem Bestreben ging die sinnige Huldigung hervor, die am 22. September 1906 der Frau Kronprinzessin von allen Jugendbundgenossen dargebracht wurde; ein Arrangement aus Früchten und Blumen, welche die Kinder gesammelt oder selbst gezogen hatten. Eine Deputation der Kinder überreichte das Kunstwerk, das die Kronprinzessin huldvoll entgegennahm. Herr Rektor Schmidt schloß mit dem Wunsche, daß es unserm Lande nie fehlen möge an warmherzigen Verfechtern einer idealen Lebensauffassung, welche die Mitglieder des Vereins Frauenerwerb mit denen der Brandenburgs auf das das innigste verbindet.
Nach Beendigung des Vortrags wurde das Heim eingehend besichtigt. Die einfache, aber geschmackvolle Einrichtung der behaglichen und wohnlichen Räume fand ungeteilten Beifall, und mit dem Gefühl der Befriedigung verließen die Mitglieder das gastliche Haus.
Während der Kaff'eepause erhielt Herr Kantor Gericke aus Velten, der als Vertreter des dortigen Ortsmuseums-Vorstandes erschienen war,