Heft 
(1908) 17
Seite
413
Einzelbild herunterladen

8. (6. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

413

das Wort zu einer kurzen Ansprache, in welcher er die Brandenburgia zu einem Besuch des Industrieorts Veiten freundlichst einlud. Im An­schluß daran kam die von Herrn Kantor Gericke verfaßte Schrift über die Geschichte und die Bedeutundg der Veltener Industrie zur Verteilung.

Alsdann begaben sich die Mitglieder der Brandenburgia in den Wald östlich der Bahn, um hier unter Anleitung der Frau Berta George Iilze zu suchen. Man wanderte dabei zunächst bis an den nördlichen Rand des Briesetals, erfreute sich an dem prächtigen Blick auf die waldumkränzten Wiesenflächen am Briesebach, überschritt die Niederung auf einem frischgeschütteten Damm und einer primitiven Brücke und setzte dann den Weg nach Birkenwerder zunächst bis zum reizend gelegenen Boddensee fort. Am Seeufer wurde von mehreren Mitgliedern der erfolgreiche Versuch unternommen, durch Druck auf den Rasen am Uferrande das im moorigen Grunde sich entwickelnde Sumpfgas empor­zutreiben; wiederholt gelang es sogar, die Gasblasen an einem brennenden Streichholz zu entzünden.

Im Restaurant zum Boddensee von Brandt nahm Frau George, Verfasserin eines Pilzbuches, die Sichtung und Bestimmung der ge­sammelten Pilze vor und hielt sodann über das vorliegende Material folgenden Vortrag:

Zunächst will ich diejenigen Pilze besprechen, deren Genuß wir zu vermeiden haben. Dieser Fliegenpilz Agaricus muscarius mit der leuchtend roten Farbe des Hutes und den darauf befindlichen weißen Tupfen ist uns allen als Giftpilz genügend bekannt. Anders verhält es sich mit dem Knollenblätterpilz Agaricus phalloides, durch welchen die meisten Vergiftungen hervorgerufen werden. Ich reiche ihn daher in mehreren Exemplaren herum und bitte ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Hut ist 210 cm breit, etwas gewölbt, in der Jugend

kugelig und später flach. Die Farbe des Hutes ist weiß, grünlich oder

grüngelb; er ist mit dunklen Hüllfetzen bedeckt, welche bei feuchtem Wetter oft gänzlich fehlen. Die Blätter sind weiß und färben sich auch im Alter nicht. Der Stiel ist etwa 8 cm hoch, l 1 /* cm dick, weiß und

bildet unten eine Knolle. In erster Jugend ist der Stiel fest und nicht

hohl; später entsteht eine Höhlung in ihm. Ungefähr 2 cm unter dem Hute befindet sich die grünlich- oder gelblichweiße Manschette. Der Geruch des Pilzes ist sehr unangenehm und ähnelt dem der Kartoffel­keime. Trotzdem wird er zuweilen mit dem Champignon (der in 3 Arten vorkommt: Feldchampignon, Psalliota campestris, Waldchampignon,

Ps. silvatica, und Ackerchampignon, Ps. arvensis) verwechselt, obwohl alle Champignonarten einen angenehmen Geruch haben und ihre Blätter einen rosa oder mattgraurosa Schein zeigen, dann ein frischeres Rosa annehmen und im Alter braunschwarz werden.