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8. (6. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
Der Kartoffelbovist, Scleroderma vulgare, welcher einer Kartoffel ähnlich, gelblichgrau gefärbt ist und einen unangenehmen Geruch besitzt, ist in der Jugend weiß und später blauschwarz. Er wächst in sandigen, trockenen Wäldern und kommt auch vereinzelt in Eichenwäldern und in Gärten vor. Er hat schon häufig Vergiftungen hervorgerufen, wird aber trotzdem von vielen Pilzfreunden als „Deutsche Trüffel“ nach dreimaligem Abkochen den Speisen, besonders Leberpasteten, beigegeben, obwohl er seines Geschmackes wegen nicht zu empfehlen ist. In den meisten Fällen bekommt der Genuß des Pilzes schlecht; oft folgen darauf schwere Erkrankungen.
Ein volkstümliches Mittel, giftige Pilze zu erkennen, besteht darin, daß man in das Pilzgericht eine Zwiebel und einen silbernen Löffel tut. Befindet sich ein Giftpilz darunter, so färben sich angeblich Zwiebel und Löffel. Die Probe ist jedoch sehr unzuverlässig und versagt beim Knollenblätterpilz gewöhnlich. —
Die vorliegenden Speisepilze sind vorzüglich im Geschmack und geben mit etwas Butter oder Speck eine nahrhafte Speise. Leider werden die von alters her uns bekannten Pilze (Steinpilz, Pfefferling und Wiesen-Champignon) meistens dreimal in frischem Wasser abgekocht und ihre so entwerteten Reste durch Braunbraten schwerverdaulich gemacht, während sie bei richtiger Zubereitung gut bekömmlich sind. Besonders Zuckerkranken und Gallenleidenden sind Pilzgerichte zu empfehlen. Sehr wertvoll ist der Runzel-Schüppling oder Zigeuner, Rozites caperata. Der Maronenpilz (Boletus badius) kann mit dem Steinpilz rivalisieren. Die Röhren des Maronenpilzes sind blaßgelblich und färben sich beim Druck grünblau; das Fleisch ist anfangs weiß und färbt sich ebenfalls blau. Die Farbe des Hutes ist braun. Ein dem Maronenpilz sehr ähnlicher Pilz ist der Gallenröhrling (Boletus felleus), der zwar nicht giftig, aber so bitter ist, daß ein einziger Pilz ein ganzes Gericht aus andern Sorten vollständig verderben kann. Sein Fleisch bleibt unverändert weiß; die Röhren sind in der Jugend und im Alter mattrosa. Trotz der Verschiedenheit der Farbe der Röhren kommen doch häufig Verwechslungen mit dem Maronenpilz vor. Der Rotfuß-Röhrling, Boletus chrysentereon läuft nach Verletzungen rötlich oder blau an, die Ziegenlippe, Boletus subtomentosus grünlich und der Kornblumenpilz, Suillus cyanescens korblumenblau. Die beiden letzteren, sowie der Kastanienpilz, Suillus castanius, sind eßbare Pilze, ebenso der Rothautpilz, Boletus rufus, und der Birkenpilz, Boletus caber, welche in Birkenwäldern wachsen. B. rufus färbt sich bei Verletzungen violettschwarz oder braunschwarz. Ein sehr feiner Pilz ist der Butterpilz, Boletus luteus. Nicht hervorragend im Geschmack sind der Sandpilz, Boletus varigatus, der Kuhpilz, B. bovinus, der Perlpilz, Agaricus pustulotum und der Pantherpilz, A. pan-