Heft 
(1908) 17
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

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Gründerin des Markgrafentums rief die des Tabakbaus kundigen Refugies ins Land, um demselben durch die Tabaksindustrie wieder aufzuhelfen, da Schwedt und seine Umgebung im 30 jährigen Kriege und durch den Schwedeneinfall vom Jahre 1674 stark gelitten hatte. Das alte Hohen- steinsche Schloß war bereits 1637 von den Schweden niedergebrannt worden; sie förderte den Bau des neuen, welchen Philipp Wilhelm, der erste Markgraf, im Stile der Spätrenaissance im wesentlichen vollendete. Er schuf den Schloßgarten und wahrscheinlich nach dem Muster der Straße unter den Linden in Berlin dieSchloßfreiheit, welche nebst dem vorgelagerten Schlosse dem Städtchen dasResidenzartige verleiht. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, erzogen am Berliner Hofe, ein Liebling und ein Bewunderer König Friedrich Wilhelms L, legte die wunder­vollen Schwedter Kastanienalleen, das zweite Wahrzeichen der Stadt, in echt preußischer Gradlinigkeit an und ebenso den schönen Park Mon- plaisir mit einem reizenden Jagdschlößchen, das jetzt als Restaurant verpachtet ist.

Die Brandenburgia wanderte unter Führung der Herren Sauitätsrat Dr. Lobeck und Rektor Kubatzki zunächst durch diesen Park, be­wunderte den prächtigen alten Baumbestand, besichtigte den an den Besuch Friedrich Wilhelms UI. erinnernden Denkstein mit der Inschrift: 11. Oktober 1821 und kehrte dann nach der Stadt zurück. Unterwegs bemerkte man zahlreiche Tabaksfelder, die teilweise bereits -abgeerntet waren, und nahm mit Befriedigung von der Tatsache Kenntnis, daß die diesjährige Ernte in Qualität und Quantität eine vorzügliche sei. Im HotelZum Markgrafen wurde das Mittagsmahl eingenommen, welches der Leistungsfähigkeit der Wirtin alle Ehre machte. Hocherfreut wurden die Mitglieder der Brandenburgia durch ein vom Herrn Grafen von Schlieben gesandtes Begrüßuugstelegramm, sowie durch eine Ansichts­postkarte, welche Grüße eines zweiten treuen Mitgliedes, des Herrn Gustav Lackowitz, aus Tirol brachte.

Wegen Mangels an Zeit konnten leider die interessanten Kirchen Schwedts, die Stadtkirche mit Erinnerungen an die Hohensteinsche Zeit und die vom Markgrafen Friedrich Heinrich 1777 im Rococostile erbaute Französische Kirche 1 ), in welcher derselbe Markgraf auch bestattet wurde, nicht mehr besichtigt werden. Man begab sich daher nach Tisch sogleich in das Schloß, welches zuletzt von 1904 1907 von dem Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen bewohnt worden war. Unter den zahlreichen Ge­mälden von mäßigem Werte fielen dort einige gute Bildnisse hohen- zollernscher Fürsten und Fürstinnen (Gr. Kurfürst, Friedrich I., Friedrich Wilhelm L, Sophie Charlotte, Wilhelm I.) und der markgräflichen Seiten-

) Die Turmspitze tragt eine Krone wie die Rathaustürme von Schwedt und Angermünde.