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Ernst Eriedel.
Am 19. Dezember dess. J. pflichtete die Stadtverordneten-Versammlung dem Beschluß des Magistrats bei. 1 )
Seither sind die Farben Schwarz-Rot-Weiß in wagerechter Folge als diejenigen der Stadt Berlin geführt worden.
II. Gegenwärtige Verhältnisse.
Die im Jahre 1861 gewählte Farbenfolge — wagerecht — Sclnvarz- Rot-Weiß hat sich in keiner Weise bewährt, gibt vielmehr zu Irrungen und Wirrungen, zu Verwechslungen und zu Angriffen gegen die Stadtverwaltung — wie insbesondere dem Herrn Oberbürgermeister bekannt — unausgesetzt Anlaß.
Diese Farbenfolge ist bislang ganz und gar nicht und so wenig in das Bewußtsein der Bürgerschaft eingedrungen, daß nur wenige, meist lediglich solche Personen, die sich mit Wappen- und Flaggenkunde beschäftigen, sie im Kopf haben. Zum Beweise führe ich z. B. an, daß ich während meiner sechsunddreißigjährigen Amtszeit, oft genug von Gebildeten, nicht selten von Mitgliedern der Städtischen Behörden und unserer Beamtenschaft nach den richtigen Berliner Stadtfarben gefragt worden bin.
Im Volke glaubt man häufig, die dritte Farbe sei wohl eigentlich gelb, d. li. die altdeutsche Farbenfolge Schwarz-Rot-Gold gemeint und das Gelb wohl nur in Weiß „ausgeblichen.“ Noch häufiger hört man, es seien eigentlich die jetzigen Reichsfarben gemeint: Schwarz-Weiß-Rot, nur würden sie von der Stadtverwaltung falsch geordnet. Und auf diese vermeintliche Unkenntnis und Unordnung hin sind die meisten Angriffe gerichtet.
Diese Angriffe sind mindestens insoweit erklärlich, als die im Jahre 1861 ohne zwingenden Anlaß gewählte Farbenfolge: Sclnvarz-Rot-Weiß recht unpraktisch ist und geeignet erscheint, fortgesetzt zu Verkennungen und zu Verwechslungen mit den deutschen Reichsfarben zu führen.
Das Magistrats-Präsidium hat in richtiger Erkenntnis dieser unleugbaren Übelstände das Kgl. Geheime Staatsarchiv und das Kgl. Heroldsamt am 15. Februar 1908 um Auskunft und Vorschläge ersucht.
Das Staatsarchiv antwortete am 29. Februar 1908, daß die ursprünglichen Farben Berlins entsprechend dem roten Adler im weißen Felde Rot und Weiß waren. Später sei der Bär in das Wappenschild „eingedrungen.“ — Vergl. hierzu Anlage I.
Das Heroldsamt empfiehlt am 16. Mai 1908, die Berliner Farben mit dem Wappenschild zu wählen. — Vergl. hierzu Anlage II.
>) Aus Band III (von 1842 bis 1864) des Berliner Städtischen Archivs: Acta Archiv 1. Zu Tagebuchnummer 54. G. B. 1/08.