Heft 
(1908) 17
Seite
579
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Neue Sprüche.

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Ganz in Gottes bewahrender Hand Wird dieses Haus zur Kose genannt.

Anno 1787.

Diesem guten Geist entsprach auch der Vers auf des Wirtes Wand­kalender :

Mag draußen die Welt ihr Wesen treiben,

Mein Haus soll meine Kuhstatt bleiben,

und ähnlich über dem, in einer Dorfkneipe sehr ungewohnten Schreib­tisch:

Holder Friede, weile freundlich über diesem Dach.

Recht freundlich lautet in 2 Wirtshäusern jener Gegend die Ein­ladung an den Gast:

Es weht der Wind von Ost nach Westen,

Kommt nur herein, hier ists am besten.

In Ragow bei Lübbenau, wo ich dieser Aufmunterung zum ersten Mal entsprach, nimmt sich recht drollig aus das auf die Wand gemalte schöne farbige Bild eines auf seinem Giebelnest stehenden Storchs mit der sehr wahren Unterschrift:

Eignes Nest ist das best!

Bleiben wir noch ein wenig im Spreewald.

Als eine der seltenen Hausinschriften und gleich eine recht lange, führe ich die noch heute erhaltene, auf bunter Tafel unter einem höl­zernen Ochsenkopf an der früheren Schlächterherberge zu Lübbenau mit noch deutlich lesbarer Schrift (sie ist durch ein kleines Schutzdach ge­schirmt). Der Ochs redet selbst:

Ich trug den kühlen Wein Aus meinem Vaterland,

Ich mein aus Ungarland,

Für Könige von Stralsund.

Daselbst ward ich verkauft Nach Lübbenau am Strande.

Mein Fleisch war schön und fettt Und jedermann gesund,

Man nannte mich Husar,

Ich wog auf 60 Steine;

Vor 40 Thaler Geld

Gab mich mein Herr nicht weg.

Es sagte jedermann,

Ich war gewiß nicht kleine,

Man sehe auch an mir Nicht einen Tadel Fleck.