Heft 
(1908) 17
Seite
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Neue Sprüche.

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Wenn wir nun von der Residenz weitere Ausflüge in Stadt und Dorf der Mark machen, so begegnen uns an dem Hause eines Schlächter­meisters zu Mühlenbeck, Kr. Niederbarnim, diese Worte:

Soll dir alles wohlgelingen,

Bau auf Gott vor allen Dingen.

Etwas materialistisch gesinnt, aber in der Weise doch zutreffend, lautet der Vers, der auf die Wand eines großen Kneipsaales in Rauchfang­werder gemalt ist:

Wohl dem, der Wein im Keller hat Und Speisen auf dem Teller hat Und Heizstoff auf dem Söller hat Und Schulden keinen Heller hat.

In der Nähe des Rixdorfer Kaiser-Friedrich-Realgymnasiums prangt seit kurzem an einem Prachtneubau in funkelnden Goldbuchstaben der klassische Spruch:

Quidquid agis, prudcnter agas, et respice finem.

(Was du auch tust, handle weise und bedenke das Ende).

(Eine andre ältere Rixdorfer Inschrift sehe man nach unterKleine Mitteilungen.)

Leider ist immer noch nicht überflüssig die Mahnung, welche der Wirt der Waldschenke zu Tegel durch einen Anschlag in seinem Garten den Besuchern zuruft:

Verzehr dein Frühstück mit Vergnügen,

Aber laß das Papier nicht liegen.

Wenn auch im strengen Sinn nicht zu Inschriften gehörend, möchte ich hier im Gegensatz zu der leider oft durch unerträgliches Benehmen des Publikums erst herausgefordertenUngastlichkeit mancher Parkbesitzer nicht den Anschlag des alten 1907 verstorbenen guten früheren Ruppiuer Landrats, Freiherrn von dem Knesebeck, auf Karwe am Ruppiner See übergehen, der am Eingangstore seines wundervollen Seeparkes an­gebracht ist.

Es heißt da in echt bürgerfreundlicher, liberaler Weise: Das Betreten dieses Parkes ist jeder anständigen Person erlaubt (die genauen sehr um­fangreichen Stunden sind mir nicht mehr erinnerlich nur Kinderwagen sind wie überall ausgeschlossen). Man bittet, in den Wogen zu bleiben und das in den Koppeln weidende Vieh nicht zu stören. Preis dem wackern Vater seines Kreises!

Wie ich an der Ockershäuser Allee zu Marburg auf einem neueren Hausgiebel den Spruch fand:

Es wünsch mir einer, was er will,

So geb ihm Gott zweimal so viel