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&. Jülicher.
so lautet es ähnlich, aber noch kräftiger in der Hohenstaufenstraße zu Schöneberg:
Gott gebe allen, die mich kennen,
Noch zehnmal mehr als sie mir gönnen.
Ein Gemütsmensch muß der Gastwirt zu Neubrück au der Havel (nahe Stolpe) sein; das schließe ich aus folgender Ankündigung über seinem Schenktisch:
Üb’ immer Treu und Redlichkeit Bis an des Grabes Rand;
Ich gebe weder Flasche weg Noch Gläser ohne Pfand.
Ebenfalls in der Havelgegend, wenn auch im Kreise Teltow, liegt das jetzt einsame Jagdhaus des Prinzen Friedrich Karl „Dreilinden.“ Aus seinen vielen, wuchtig in die Balken eingehauenen Weisheitssprüche teile ich folgende beiden mit:
Hin geht die Zeit, her kommt der Tod,
0 Mensch, tu’ recht und fürchte Gott.
Eine nette Ausbeute machte ich auch in dem Städtchen Buckow, das mit seinen von Klettenrosen umrankten kleinen Häuschen schon manchem Wanderer eine liebe Erinneruug geworden ist. An einem der ersten Häuser am Bahnhof stadtwärts fand ich auf den Giebel gemalt folgende teils kernige, teils gastfreundschaftliche Sprüche:
Wer Gott vertraut,
Solide baut Und warten kann,
Der ist ein rechter deutscher Mann.
Gesegnet tritt ein,
Gesegnet geh’ aus,
Denn Gottes, nicht mein Ist Garten und Haus.
Aber auch eine Stätte guten Humors scheint die „Perle der märkischen Schweiz“ zu sein, das schließe ich aus einer andern Inschrift, die ihren Platz am Gartengiebel des „Gasthofs zum Kronprinzen“ hat. An eiserner Kette gleich einer mittelalterlichen Bibel im Kloster — hängt da zur Linken einer Holztafel ein derber fingerdicker Eisenkeil, ebenso angebracht zur Rechten ein Hammer, und mitten innen heißt es launig auf der Tafel:
Wer sich ein süßes Weib gefreit Und lebt mit ihr in Einigkeit Der soll allhier zum Lob der Frau’n Mit starker Faust sei’n Namen hau’ri.