Heft 
(1908) 17
Seite
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Bemerkenswerte Inschriften von märkischen Friedhöfen.

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Doch er ließ sich nicht schauen, Wie ängstlich wir gespäht,

Euch faßt des Todes Grauen, Wir haben nichts erfleht.

Eine Mahnung an den Leser der Inschrift, wie besonders im 16. und 17. Jahrh. üblich. Sta, viator (Stehe, Wanderer)! in neuerer Form enthält der Spruch:

Sanft und ruhig war sein Leben,

Sanft und ruhig schlief er ein;

Möchte doch ein jeder streben,

Ihm in beidem gleich zu sein.

In bedeutend verkürzter Form bringe ich hier den Nachruf an einen 27jährigen Junggesellen aus Lehde:

Zur Erde noch nicht reif, doch reif zu jenen Freuden,

Stirbt er, der Eltern liebster Sohn;

Der Erde liefert er den Leib nach kurzen Leiden,

Und seinen Geist vor Gottes Thron.

Zu früh entschlummert er, der Abend seines Lebens Erscheint euch Eltern allzu früh,

Mit Seufzen ruft ihr ihn, jedoch ihr ruft vergebens,

Denn eure Stimme hört er nie.

Doch wenn in Einsamkeit Ich oft nach ihm mich sehne,

Besuch ich wehmutsvoll sein Grab

Und streue Kosen, und weine noch eine Träne

Zu seinem stillen Grab hinab.

Ein kleines Halbstiindchen von Lübbenau entfernt liegt das als Kirchdorf schon 964 urkundlich bezeugte, mit dem Nachbardorf Kleeden fast zusammengewachsene Dorf Zerkwitz, dessen Kirche einen uralten romanischen Taufstein noch heute im Gebrauch hat. Hier fand ich auf dem Grabstein eines 10jährigen Mädchens die schönen Worte:

Das kleine Herz hört auf zu pochen,

Die Lilie ist abgebrochen,

Und selig droben eingesenkt

Empor, empor auf Engelsflügeln Zu Zions heilgen Blumenhügeln Wo Jesus sie auf ewig tränkt.

Von demselben Orte teile ich noch mit:

Ewig wird die Nacht nicht dauern,

Ewig dieser Schlummer nicht,

Hinter deines Grabes Schauern Dämmert dir ein neues Licht.