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Reinhold Jülicher.
Aber bis das Licht dir funkle,
Bis der junge Tag erwacht,
Decke ruhig doch die dunkle,
Stille, kühle Schiummernacht.
Schön lautet dort auch dieser Spruch:
Herzen bleiben ungeschieden,
Liebe läßt von Liebe nicht,
Weiche, stiller Gottesfrieden,
Weich’ von dieser Ruhstatt nicht.
Gib, Herr Christus, was wir flehen,
Gib aus Gnaden Wiedersehen.
Einer 79 jährigen Greisin rufen auf dem neuen Friedhof zu Saß- leben bei Calau die Hinterbliebenen nach:
Du hast mit Gott in deinen Tagen Des Lebens Last und Müh’ getragen;
Nun aber ruft dir Christus zu:
Komm her zu mir, bei mir ist Ruh’.
Ebendort klagt ein Gatte über den Verlust seiner Frau:
Meines Lebens höchste Freude,
Teure Gattin starb mit dir,
Stehe jetzt in tiefstem Leide,
Einsam traure ich allhier,
Bis wir einst in sel’gen nöhen Bei dem Herrn uns Wiedersehen.
Noch einmal kehren wir auf den Friedhof von Lübbenau zurück, wo dem verstorbenem Vater die Kinder nachrufen:
Nach des Lebens Sorgen Lacht ein gold’ner Morgen,
Dir, o Vater nun.
Nach dem Kampf hienieden Lacht ein ew’ger Frieden,
Wo die Sel’gen ruh’n.
Um mit Lübbenau zu schließen, folge hier noch die umfangreiche Trauerklage einer hinterlassenen Witwe mit folgendem Wortlaut:
Dies Plätzchen ward zur Ruhe dir gegeben,
Und ohne dich, ach, weil ich einsam nun,
An deiner Seite war mir’s wohl im Leben,
Hier sollen einst auch meine Reste ruh’n.
Du schiedst von mir, und ich, ich soll nicht klagen?
Dein treuer Rat, dein Beistand fehlet mir;
Ach! weinend sehn’ ich mich so oft nach dir;
Wer hilft mir nun die Last des Lebens tragen?
(Dem besten Gatten aus Liebe geweiht.)