Bemerkenswerte Inschriften von märkischen Friedhöfen.
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Für neuere Beiträge kehren wir nochmals auf den schon besuchten Friedhof zu Calau zurück; wo wir vom Kreuz eines verstorbenen Kreis- Sekretärs a. D. den Vers Hiob 16, 22 verzeichnen: „Die bestimmten Jahre sind dahin, und ich gehe des Weges, den ich nicht wiederkommen werde. “
Seiner mehrere Jahre vor ihm verstorbenen Frau hat er die Worte auf das Denkmal gesetzt:
Glücklich, glücklich nenn’ ich den,
Dem des Daseins letzte Stunde Schlägt in seiner Kinder Mitte;
Solches Scheiden heißt nicht sterben,
Denn er lebt im Angedenken,
Lebt in seiner Kinder Mitte,
Lebt in seiner Enkel Mund.
Einer andern Mutter rufen ihre Kinder nach:
Ach zu früh nach unserm Wissen Brach der Tod dein Leben ab;
0 so nimm zum Sterbekissen Treue Liebe mit ins Grab.
Auf mit christlichem Sinn getragene Lebensprüfungen lassen die Worte auf eines Bäckermeisters Grabmal schließen, wo der Tote selbst redet:
So vieles litt ich einst,
Das mir so schwer gedeucht,
Doch ohne dieses Leid,
Wo wär’ ich jetzt vielleicht?
Die Auferstehung glaubt jene Frau schon in nächster Zukunft — nach ihrem Grabverse:
Es wird nicht zu lange währen,
Denn die Zeichen deuten drauf,
Daß man wird die Stimme hören:
Ihr Verstorb’nen, stehet auf!
Feste Wiedersehenshoffnung tönt aus dieser Strophe:
Die Hoffnung täuscht den Edlen nicht,
Es seh’n sieh dort im höheren Licht,
Die hier sich liebten, wieder Im Engelehor der Brüder.
Die gleiche frohe Hoffnung klingt aus den einem mit 23 Jahren verstorbenen Lehrer gewidmeten Zeilen:
Hoffnungsvolle Blüte, du wardst gebrochen, doch deine Frucht reift in einer besseren Welt.