Issue 
(1904) 13
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Aus den Jugendtagen der Kohle.

Nadeln von Süßwasserschwämmen (rechts in der Figur), zahlreiche Panzerstückchen von kleinen Krebschen, Pollenkönier von Laub- und Nudelbäumen, verschiedene Algenarten, vor allem die feingezeichneten Kieselpanzer von Diatomeen (Kieselalgen, links in der Figur) liegen zwischen reichlichen Humusfetzen, die aus unkenntlichen Trümmern größerer Pflanzen "bestehen und wohl hauptsächlich mit den Excrementeu der Wassertiere in die Tiefe gelangt sind.

Wir können ein Dutzend Präparate anfertigen und in jedem werden wir irgend ein neues Formgebilde finden, immer vorwiegend die Reste von Tieren oder Pflanzen, die schwebend im Wasser des Sees gelebt haben (dem sog.Plankton, d. h. derSchwebewelt des Sees). Dazu kommen als häufiger Bestandteil kleinste Kalkschüppchen. Dem doppel­kohlensauren Kalk, den das Wasser unserer Flüsso stets in geringer Menge enthält, entzieheu viele schwimmende und am Boden wuchernde Wasserpflanzen einen Teil der Kohlensäure, die sie zum Leben brauchen. Der übrig bleibende kohlensaure Kalk, der im Wasser nicht mehr löslich ist, scheidet sich auf den Blättern solcher Pflanzen (z. B. mancher Arten des Samkrautes: Potamogeton) in Form von Schüppchen aus. die von Zeit zu Zeit abfallen und sich dem Grundschlamme heimischen. Die Anwesenheit dieses Kalks begünstigt die Zersetzung des Faulschlamms. Graben wir deshalb tiefer in jenen hinein, so finden wir ihn dort ärmer an organischen Bestandteilen, dafür reicher an Kalk und in der Tiefe geht er meist in einen ziemlich reinen Kalk über, die sog. Seekreide).

Wo ein See allmählich zugewachsen ist und Moorwiesen sich an seiner Stelle ausdehnen, werden diese Kalke, die man dann alsWicsen- kalke unter dem Moor findet, bei hinreichender Ausdehnung und Rein­heit der Lager zuweilen auch abgebaut obwohl sie durch ihre schlickige Beschaffenheit und den dadurch bedingten Wasserreichtum der Ver­wertung mancherlei Schwierigkeiten bereiten. Doch wir wollen den Faul­schlamm in seinem weiteren Schicksal verfolgen. Dies hängt wesentlich davon ab, ob der Schlamm mit Luft in genügende Berührung kommt oder nicht. In ersterem Falle, z. B. da, wo das Wasser flach ist, zer­setzen sich seine organischen Bestandteile unter Mitwirkung von Pilzen, vor allem Bakterien, in meist gasförmige Stoffe (hauptsächlich Kohlen­säure), ein Vorgang, den man als Verwesung bezeichnet gegenüber

*) Der Kalkreichtum dieser unteren Schicht beruht zugleich darauf, daß sie sich schon vor langer Zeit, kurz nach dem Schluß der Eiszeit bildete, als der Boden der Mark noch wenig ausgelaugt war und deshalb noch mehr Kalk als heutzutage an das Wasser, das ihn durchrieselte, abgab. Wo, wie z. B. an der meklenburgischen Grenze, der Boden allgemein sehr kalkreich ist, bilden sich auch heutzutage sehr kalkreiche Faulschlamme in den Seen.