146 Binder, E., Heimberg, U., Heintz, S., Reiche, S., und Seidenstücker, G.
Bewertung der Interbeurteilerübereinstimmung leistet Cohens Kappa(Cohen 1960), das auf der Grundlage der empirischen Verteilung der Beobachterurteile über alle Beobachtungskategorien zufallsmäßige Übereinstimmung eliminiert:
Pb— Pe 1— pe
wobei pp die beobachtete Übereinstimmung in Prozent und p, das aufgrund des Zufalls zu erwartende Übereinstimmungsprozent bezeichnet. Für unsere Werte pp= 85% und pe= 36% erhalten wir ein K=.77. Da wir über den Therapiezeitraum stets ein pp> 85% erhielten, hatten wir entsprechend Werte von K>.77. Bei der Verteilungsform von Kappa bedeuten unsere Werte eine sehr gute überzufällige Beobachterübereinstimmung. Das Beobachtertraining in der Klasse hatte einen weiteren positiven Effekt: die Schüler nahmen nach drei Tagen kaum noch von den Beobachtern Notiz, so daß über den gesamten Untersuchungszeitraum nur sehr wenige Registrierungen in der Verhaltenskategorie KB vorzunehmen waren.
K=
’
Therapieplan
Die Behandlung wurde in zwei Abschnitten durchgeführt. Die Behandlungsphasen bauen aufeinander auf. Die Abfolge der Phasen ist dadurch gekennzeichnet, daß die Selbstkontrollanforderungen an das Arbeits- und Sozialverhalten der Schüler gesteigert werden. Entsprechend nehmen die Außenkontrollen durch den Lehrer und die Therapeuten ab.
In der ersten Behandlungsphase sollen die Schüler(S.) folgende Lernziele erreichen:
— anhand von programmiertem Lehrmaterial mehrere Aufgaben hintereinander lösen;
— bei Schwierigkeiten in der Aufgabenlösung durch Aufstellen eines Fragezeichens(?) Lehrer bzw. Therapeuten(L.) benachrichtigen;
— die Lösung einer Aufgabe durch Aufstellen eines Ausrufezeichens(!) an
Lehrer bzw. Therapeuten signalisieren;
— die Verstärkerecke benutzen; dazu gehört:
— die Auswahl der den Lösungspunkten adäquaten Bekräftigung;
— das Einhalten der festgesetzten Bekräftigungszeiten;
— nach Bekräftigung Rückkehr an den Arbeitsplatz und Beginn der näch
sten Aufgabe des Übungsblattes.
Die Spielregeln für die Interaktion zwischen den Schülern und dem Lehrer bzw. den Therapeuten sind in Abbildung 1 beschrieben. Durch die Einhaltung dieser Regeln sollte ein störungsfreier Arbeits- und Verstärkungsablauf in der Klasse gewährleistet sein.
Die Interaktionsregeln wurden den Schülern detailliert erklärt. Dazu haben wir den Gesamtablauf des Interaktionsplans mit seinen Verzweigungen anhand eines Modellfilms anschaulisch demonstriert.